Durch die Nordwand: Eine neue Kabinenseilbahn versorgt die höchste Wetterstation Österreichs.

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Das Observatorium am Rauriser Sonnblick auf 3.106 Meter Seehöhe.

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Salzburg – Rund 60 Jahre lang war die Seilbahnfahrt vom Rauriser Talschluss Kolm Saigurn auf den über 3.100 Meter hohen Sonnblick mindestens so ein Abenteuer wie der Aufstieg zu Fuß oder mit Skiern: Ein offenes "Kisterl" – die Passagiere angegurtet, das Material festgezurrt – schwebte über der Nordwand 1.500 Höhenmeter berg- oder eben wieder talwärts. Nichts für schwache Nerven.

Die alte Materialseilbahn ist nun Geschichte, seit dieser Woche fährt eine sturmfeste Kabinenseilbahn zur höchsten Wetterstation Österreichs. Die neue Seilbahn kann auch noch bei Windgeschwindigkeiten von 80 Stundenkilometern fahren. Früher war schon bei 30 Stundenkilometern Schluss.

Sicherheit

"Dadurch kam es immer wieder zu Stehzeiten, was für die vielen nationalen und internationalen Forschungsprojekte am Sonnblick oft organisatorische Probleme verursachte", sagt Elke Ludewig von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG), die das Sonnblick-Observatorium leitet. "Die Erneuerung war aber auch eine Sicherheitsangelegenheit. Ich trage die Personalverantwortung der Mitarbeiter am Sonnblick-Observatorium, das rund um die Uhr besetzt ist. Hier muss gewährleistet sein, dass das Personal, wie auch Forschungsgruppen jederzeit medizinisch versorgt werden kann."

Zentrale Forschungseinrichtung

Aktuell laufen am Sonnblick rund rund 40 nationale und internationale Projekte unterschiedlichster Fachbereiche, für Grundlagenforschung genauso wie für praktische Anwendungen direkt zum Nutzen der Bevölkerung. Vom Sonnblick-Observatorium profitiert die die Wettervorhersage und die Klimaforschung, hier arbeiten aber zum Beispiel auch Biologie, Medizin und Meteorologie im Bereich UV-Strahlung zusammen. Hochsensible Messgeräte erkennen sofort, wenn der Anteil von Schadstoffen oder die Radioaktivität in der Luft steigt.

Sonnblick-Chefin Ludewig: "Vergleichbare Forschungsstationen wie am Jungfraujoch oder auch am Mauna Loa in Hawaii haben den Nachteil, dass die lokale Schadstoffbelastung die Erfassung der Daten erschweren oder teils sogar unmöglich machen. Nicht so am Sonnblick. Allerdings war das Observatorium bisher sehr schwer zugänglich. Durch die neue Bahn können wir die schon länger anstehenden Anfragen internationaler Forscherteams für Reinluftprojekte positiv beantworten."

Die neue Seilbahn hat rund vier Millionen Euro gekostet. Die Summe haben sich Land Salzburg, Sonnblick-Verein und der Bund geteilt. (Thomas Neuhold, 20.11.2018)