Ein Annamitisches Streifenkaninchen, aufgenommen von einer Fotofalle in der Xe Sap National Protected Area (Laos). Die schön gezeichnete Hasenspezies ist in ihren Beständen bedroht.

Foto: Leibniz-IZW / WWF-Laos CarBi Project / Xe Sap National Protected Area

Im Truong-Son-Gebirge in Vietnam und Laos leben Tier- und Pflanzenarten, die es nirgendwo sonst auf der Welt gibt. Doch Wilderei bedroht den außergewöhnlichen Biodiversitäts-Hotspot. Insbesondere eine seltene Hasenart muss um ihre Existenz fürchten: Das bis 1995 der Wissenschaft unbekannte Annamitische Streifenkaninchen (Nesolagus timminsi). Nun haben internationale Wissenschafter dem auffällig gezeichneten Wesen hinterher gespürt und erstmals detaillierte Einblicke in seine Ökologie gewonnen.

Die Forscher unter der Leitung des Leibniz-Instituts für Zoo- und Wildtierforschung (Leibniz-IZW) haben in fünf Regionen im zentralen Truong-Son-Gebirge Kamerafallen installiert, um der Lebensweise der gestreiften Kaninchen auf die Spur zu kommen. Die Kamerabilder zeigen, dass die Kaninchen zwar im gesamten Untersuchungsgebiet vorkommen, jedoch nirgendwo häufig sind und in einem Schutzgebiet sogar vor der Ausrottung stehen.

Basis für künftige Schutzmaßnahmen

Diese Erkenntnisse lassen den Schluss zu, dass die intensive Bejagung und der Einsatz von Drahtschlingen in den beiden Staaten die Kaninchenpopulation erheblich dezimiert hat. Zugleich sind die Schnappschüsse der Fotofallen aber auch ein Zeichen dafür, dass die Art zurzeit noch weit verbreitet ist und sich gut erholen könnte, falls effektive Maßnahmen zur Verringerung der Jagd ergriffen werden.

"Einblicke in solch eine so selten gesehene Tierart zu erlangen ist sehr aufregend", berichtet Andrew Tilker vom Leibniz-IZW. "Natürlich sind die Kamerabilder wissenschaftlich interessant, aber fast noch wichtiger ist, dass sie evidenzbasierte Schutzmaßnahmen für die Tiere ermöglichen." Die in der Fachzeitschrift "Oryx" veröffentlichte Studie zeige genau, wo Drahtschlingen entfernt werden müssten. Zugleich hätten die Forscher nun Informationen zum Vorkommen und Häufigkeit der Streifenkaninchen in den Untersuchungsgebieten und können somit den Erfolg von zukünftige Schutzmaßnahmen bewerten.

Artenüberleben am seidenen Faden

Eines der wichtigsten Ergebnisse der Studie ist, dass das Annamitische Streifenkaninchen in einem nicht geschützten Waldgebiet nahe des Dorfes Ban Palé in Laos vorkommt. Dies könnte ein wichtiger Baustein für die Einrichtung eines Schutzgebietes im Palé-Gebiet sein, welches noch eine Reihe weiterer seltener und bedrohter Arten beherbergt. Das Gebiet ist unmittelbar durch illegaler Jagd, Holzeinschlag und Bergbau bedroht.

"Das Annamitische Streifenkaninchen ist Teil dessen, was das Truong-Son Gebirge besonders macht", sagt Minh Le von der Vietnam National University, Koautor der Untersuchung ist. "Die Studie zeigt vor allem, an welch seidenem Faden das Überleben seltener Tierarten auch in Schutzgebieten hängt." (red, 21.11.2018)