Fischernetze lassen sich recyceln und zu Bekleidung verarbeiten.

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Ich glaube nicht, dass es sinnvoll ist, die unglaubliche Menge, die jedes Jahr an Bekleidung gekauft wird, in öko und fair zu investieren", sagt Fair-Fashion-Expertin Kirsten Brodde. Denn auch die Produktion eines fair produzierten Bio-T-Shirts verschlinge Wasser und Energie. Den Konsumenten müsse klar sein, dass es nicht so weitergehen könne wie bisher. Gemeinsam mit ihrem Kollegen Alf-Tobias Zahn hat sie mit Einfach anziehend einen Ratgeber "für alle geschrieben, die Wegwerfmode satthaben".

Konsequenterweise handelt 80 Prozent des Buches davon, nichts Neues zu kaufen. Als Erstes empfiehlt Brodde, zu evaluieren, was bereits da ist: "Viele haben eine Beziehungskrise mit dem, was im Schrank hängt." Laut Untersuchungen von Greenpeace in Deutschland nutzen die Menschen 40 Prozent ihrer Bekleidung selten oder nie. Vieles wird nach einem Jahr entsorgt, wenn es doch nicht gefällt.

"Mode ist zum Wegwerfartikel verkommen", sagte Brodde. Nun stehe wieder "die größte Rabattschlacht des Jahres" an, sagt sie und ergänzt: "Der Schwarze Freitag ist dabei auch ein schwarzer Tag für die Umwelt."

Besonders das stetig wachsende Onlineshopping treibe impulsiven Massenkonsum an. Dabei werde viel zurückgeschickt. "Was viele nicht wissen ist, dass ein Großteil davon entsorgt wird. Das betrifft vor allem Mode", sagt die Textilexpertin.

Ungeliebtes Ökokleid

Bei der Orientierung helfen zum einen Ökosiegel. Greenpeace beurteilte heuer die wichtigsten Ökotextillabels. Die höchsten Anforderungen für Chemikalienmanagement, Recycling und Arbeitnehmerrechte erfüllten demnach der Internationale Verband der Naturtextilwirtschaft (IVN Best), der Global Organic Textile SStandard (GOTS) und "Made in Green" von Oeko-Tex.

Doch auch das Material gibt Aufschluss über die Ökobilanz. Allerdings ist ein Resümee nicht ganz einfach und hängt mit Nutzung und Lebensdauer des Kleidungsstücks zusammen, wie Brodde betont: "Das beste Ökoleinenkleid aus Flachs nutzt nichts, wenn es ungenutzt im Kasten hängt, weil es so schnell knittert." Und obwohl Kunstfasern zur Mikroplastikproblematik beitragen, könnte eine über Jahrzehnte genutzte Regenjacke aus Nylon eine bessere Nutzung aufweisen.

Materialien der näheren Zukunft könnte zum Beispiel Biocell oder Tencel sein, der von der österreichischen Firma Lenzing hergestellt wird. "Dass eine technische Innovation aber alles retten wird, halte ich für eine Illusion", sagt Brodde. Sinnvolle Alternativen seien auch Secondhand, Tauschmöglichkeiten oder Modebibliotheken. In Wien bietet etwa Endlos fesch Designermode für besondere Anlässe zum Ausborgen an.

Aus Weggeworfenem nachhaltige Mode

Auch die Start-up-Betreiberin Sophie Wirth war auf der Suche nach einer nachhaltigen Lösung. Konkret suchte sie Sportbekleidung, wurde aber nicht fündig. Daher beschloss sie, ihr eigenes Label Fitico zu gründen. Der Name leitet sich ab aus "fit" und "ecological".

Für die Materialien werden alte Fischernetze upgecycelt. Dabei werden Fischernetze geschreddert, eingeschmolzen und zu hochwertigem Nylon verarbeitet. Jedes Jahr landen rund sechs Millionen Tonnen Plastikmüll im Meer. Zehn Prozent davon sind Fischernetze. In diesen sogenannten Geisternetzen verfangen sich Meerestiere und verenden. Anstatt die Meere zu verschmutzen, wird daraus Sportbekleidung hergestellt, die antibakteriell, schnelltrocknend und atmungsaktiv ist.

Die Netze werden teilweise an Klippen eingesammelt und so wieder dem Kreislauf des Recyclings zugeführt. "Die Recyclinganlage ist in Slowenien, genäht wird in Portugal unter fairen Bedingungen", sagt Wirth, die heuer am Start-up-Programm Re:Wien von Oekobusiness Wien teilnahm. (july, 22.11.2018)