Die aktuellen Entwicklungen spielen dem Regisseur Ed. Hauswirth in die Hände. Es sind dankbare Zeiten für Theater wie seines. Die BVT-Affäre, die Russland-Kontakte der FPÖ, der Erfolg des Populismus, die Krise der Opposition und ein Bundeskanzler Sebastian Kurz – das alles fällt genau in Hauswirths Beuteschema. Daraus montiert er seine bissigen Stücke.

Das Ensemble um Raphael Nicholas und Beatrix Brunschko steuert auf ein Fiasko zu.
Foto: Anna Stöcher

Das neueste heißt Der Untergang des österreichischen Imperiums und ist eine Polit- und Mediensatire. Eigentlich treffen sich die acht Freunde – eitle Journalisten – in einer Villa am Semmering zum Abschalten. Sie machen das schon seit vielen Jahren, legen die Handys weg, gehen laufen, rauchen Joints, kochen. Doch mittlerweile kriselt es nicht nur in ihren Paarbeziehungen.

Eine Person hat ein Magazin in den Sand gesetzt und viele aus der Gruppe mit ins Unglück gerissen. Statt für Zeitungen schreiben sie jetzt kaum geklickte Blogs über Vegetarismus und mäßig erfolgreiche Bücher über Feminismus und nehmen Podcasts auf. Mit Mitte 50 stehen sie mit beiden Beinen im Prekariat. Hirschgeweihe anröhrend, klagen die Männer um ihren verlorenen Status.

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Dabei würden ihre pointierten Meinungen gerade gebraucht! Denn da ist ja noch die österreichische Politik auf ihrem Weg in eine "Retrotopie" und "Ressentimentkultur". Die Stärke des Abends im Wiener Theater an der Gumpendorfer Straße – er is eine Koproduktion mit dem Grazer Theater im Bahnhof – liegt abseits dieses politischen Sendungswillens. Der ist mitunter recht belehrend.

Originell wird die Uraufführung, wo sie ins Groteske kippt. Vielleicht ist, während die Unglücklichen hier einander zunehmend attackieren, in Wien ja schon das Parlament aufgelöst worden? Wird dann überall geraucht werden dürfen? Übernimmt Andreas Gabalier dann das Konzerthaus? Solcher Witz und viel Spiellust machen die zwei Stunden hoch amüsant. (wurm, 21.11.2018)