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Kim Jong-yang ist vorerst einmal bis 2020 neuer Chef von Interpol.

Foto: AP

Unter seinen Kollegen aus der Jugendzeit wird Kim Jong-yang, seit Mittwoch neuer Interpol-Chef, stets nur mit dem Spitznamen Pol-gyeom gerufen: ein koreanisches Wortspiel, das sich am besten mit "bescheidener Polizist" übersetzen lässt. In Interviews hat Kim stets Dankbarkeit gegenüber seiner Mutter betont, die als einfache Landwirtin die Familie durch schwere Zeiten gebracht hatte.

Aufgewachsen ist der Polizist nahe Changwon im Südosten der Koreanischen Halbinsel. Die Arbeiterstadt ist vor allem für ihre Schwerindustrie bekannt, die während der 1970er-Jahre eine wichtige Säule des Wirtschaftsaufschwungs des Landes war.

Ein guter Netzwerker

Kims Biografie liest sich wie die typische Aufstiegsgeschichte der damaligen Zeit: 1992 legte er seine Polizeiprüfung ab, 2007 diente er bereits im Generalkonsulat in Los Angeles, wenige Jahre später leitete er das Büro für auswärtige Angelegenheiten der nationalen Polizeiagentur Südkoreas. Kim gilt unter Experten vor allem als internationaler Netzwerker – jemand, mit dem man gut Geschäfte machen kann.

In südkoreanischen Zeitungen wird Kim, über dessen Privatleben wenig bekannt ist, stets als sympathischer Polizist beschrieben, dessen sanfte Gesichtszüge jedoch nicht darüber hinwegtäuschen sollten, dass der 57-Jährige ein tougher Kerl ist. Im Jänner wollte Kim, der als erzkonservativ gilt, Bürgermeister seiner Heimatstadt werden, scheiterte jedoch bereits im parteiinternen Nominierungsprozess.

Dabei kandidierte er ausgerechnet für jene Partei, der vor ihrer Umbenennung die mittlerweile in Haft sitzende Park Geun-hye angehörte. Unter der früheren Präsidentin geriet die Polizei immer wieder in Verdacht, Macht zu missbrauchen, um kritische Stimmen zu unterdrücken. Bei einer Antiregierungsdemo im November 2015 streckten Polizisten einen randalierenden Bauern mit Wasserwerfern derart brutal nieder, dass dieser schließlich gestorben ist. Die Polizei brauchte damals beschämend lange, um eigenes Fehlverhalten anzuerkennen.

Das Problem mit dem Plagiat

Kim gilt als Polizist jedoch eher als Vermittler, der deeskaliert. Seine Doktorarbeit hat er über den Interessenschutz von Teilnehmern an Demonstrationen und Ausschreitungen verfasst. Sie sorgte aber auch für seinen bisher einzigen Makel: 2013 wies ihm die Zeitung Hankyoreh nach, Teile der Arbeit plagiiert zu haben. Kim gab damals an, nicht absichtlich gehandelt zu haben. (Fabian Kretschmer, 21.11.2018)