Wien – Als die Medienwerkstatt 1978 in Wien im Gefolge der Arenabewegung gegründet wurde, ging es vor allem darum, einen Mangel zu beheben. Denn ein Ort für künstlerische Praxis mit dem noch jungen Medium Video war damals nicht vorhanden. 40 Jahre später blickt das Studio auf ein äußerst mannigfaltiges Produktionsschaffen zurück. Es reicht von anfangs überwiegend gesellschaftspolitisch engagierten Arbeiten über unorthodoxe dokumentarische Ansätze bis hin zu experimentellen Videoformaten.

Grund genug, um die Institution zu feiern, was die nächsten fünf Tage im Österreichischen Filmmuseum passiert. Zum Auftakt wird als Premiere die jüngste Arbeit von Manfred Neuwirth gezeigt, einem der Gründungsmitglieder der Medienwerkstatt. Snow/Schnee beschäftigt sich mit jener Niederschlagsform, für die Eskimos so viele Wörter haben. Wie Neuwirth zeigt, durchaus zu Recht: Im winterlichen Weiß des Semmerings erforscht er in Form eines Kaleidoskops die vielfältigen Texturen von Schnee.

Neue Fremdwörter

Neuwirths poetischer Minimalismus steht in der Schau neben klassischerem Dokumentarismus wie in Dariusz Kowalskis Richtung Nowa Huta, in dem der Regisseur in die polnische Modellstadt seiner Kindheit zurückgekehrt. Selten gezeigte alternative Medienprojekte wie das originell betitelte Kollektiv "Volks stöhnende Knochenschau" sind ebenso vertreten wie ein Programm mit frühen experimentellen Videoarbeiten. In letzterem Programm läuft auch Transformation von Gerda Lampalzer, die die Medienwerkstatt heute noch mit Neuwirth leitet. In dem Video werden Wörter in diversen Fremdsprachen zu neuen, dann deutschen Sinneinheiten zusammengesetzt.

Mittlerweile verbindet das Haus Künstlerinnen- und Künstlerpersönlichkeiten mehrerer Generationen. Einer der bekanntesten Filme ist der großartige Dokumentarfilm Küchengespräche mit Rebellinnen, der vier Frauen porträtiert, die während der NS-Zeit in Österreich im Widerstand Mut und Einsatz bewiesen haben. (kam, 21.11.2018)