Die Käufer der Air Berlin-Teile mussten tiefer als erwartet in die Tasche greifen.

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Wien/Berlin/Dublin – Die Übernahme von Air-Berlin-Teilen hat die drei Käufer Lufthansa (Eurowings), Ryanair (Laudamotion) und Easyjet viel Geld gekostet. Im ersten Betriebsjahr verbuchten sie zusammen 490 Mio. Euro für Anlaufkosten und den Integrationsaufwand. Das geht laut "Handelsblatt" aus den in den vergangenen Wochen vorgelegten Quartals- und Jahresberichten der Unternehmen hervor.

Davon entfielen 170 Millionen Euro auf Lufthansa, 150 Mio. Euro auf Ryanair und 170 Mio. Euro auf Easyjet. Das Ausmaß der Kosten sei bei allen drei Käufern unterschätzt worden. "In Summe mussten sie im ersten Jahr sogar höhere Verluste verkraften als Air Berlin im letzten Geschäftsjahr vor der Insolvenz operativ eingeflogen hatte", vergleich das "Handelsblatt". Air Berlin wies 2016 782 Mio. Euro Verlust aus, davon 335 Mio. Euro schon für Umbaukosten und knapp 450 Mio. Euro für den laufenden Betrieb.

Keine weiteren Verluste

Sowohl Lufthansa als auch Easyjet haben bereits öffentlich kundgetan, dass sie 2018 aus dem ehemaligen Air-Berlin-Geschäft keine weiteren Verluste erwarten. Laut "Handelsblatt" sagte Gerald Wissel von dem auf Luftfahrt spezialisierten Beratungsunternehmen Airborne Consulting in Hamburg allerdings: "Mit der Insolvenz und der anschließenden Zerschlagung von Air Berlin wurden die Probleme der Airline nicht gelöst, sie wurden lediglich auf mehrere Schultern verteilt". Die Schulden seien zwar erledigt, es bleibe aber die komplizierte Struktur mit vielen Produktionsplattformen. Eine zu große Vielfalt an Betriebsplattformen führe dazu, dass jeder Betrieb eigene Tarifbedingungen hat, was zu Wettbewerb innerhalb einer Airline-Gruppe um den besten Kollektivvertragsabschluss und zu weniger Flexibilität führe – so können Piloten nicht ohne weiteres bei einer Schwesterairline eingesetzt werden. Es drohen auch noch Streiks rund um Kollektivverträge.

Immerhin sind Einmalaufwände etwa für die Umlackierung der Jets, das Nähen neuer Uniformen oder auch die Umschulung des übernommenen Personals nicht mehr zu erwarten. Auch hat es im ersten Jahr unerwartete Verzögerungen gegeben, beispielsweise bei der Umschreibung der Jets, die aber schon fest im Betrieb verplant waren. Das führte zu Flugstreichungen und hohen Entschädigungsansprüchen der Passagiere, die nun nicht mehr zu erwarten sind. (APA, 22.11.2018)