Im Sommer kommenden Jahres soll Österreich eine nationale Strategie in den Bereichen Robotik und Künstliche Intelligenz (KI) bekommen. Das kündigte Infrastrukturminister Norbert Hofer (FPÖ) am Donnerstag in Wien an. Man werde die Inhalte davor in einen "breiten Diskurs" auch mit der Bevölkerung abstimmen, sagte der Minister vor Journalisten.

Eine Basis für die Strategie bildet ein Weißbuch des Österreichischen Rats für Robotik und Künstliche Intelligenz, das von Hofer und der Ratsvorsitzenden Sabine Köszegi von der Technischen Universität (TU) Wien präsentiert wurde. Ein erstes Konzept werden Hofer und Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) kommende Woche im Ministerrat vorstellen. Rund um Ostern 2019 soll ein "Stakeholder-Prozess" folgen, "in Alpbach werden wir Ergebnisse präsentieren", so Hofer.

Nachdem Robotik und KI "unser Leben mehr und mehr beeinflussen werden", gelte es Österreich "als Mitspieler" auf dem Gebiet weiter zu etablieren. Was die Bemühungen der öffentlichen Hand betrifft, "stehen wir nicht bei null", sagte Hofer. Seit 2012 habe etwa das Infrastrukturministerium, das auch den "Robotik-Rat" als Beratungsgremium eingerichtet hat, rund 210 Mio. Euro in Forschung und Entwicklung (F&E) von KI investiert. In vielen Bereichen gebe es bereits viel Expertise im Land.

Drei Milliarden investieren

Die deutsche Regierung will im Rahmen ihrer kürzlich präsentierten KI-Strategie bis zum Jahr 2025 zusätzlich drei Milliarden Euro investieren und rund 100 neue Professuren einrichten. Hofer kann sich vorstellen, dass die Dotation der österreichischen Strategie – entsprechend der Bevölkerungszahlen – bei etwa einem Zehntel der deutschen Gesamtausgaben liegen könnte, wie er auf Nachfrage erklärte.

Damit künstlich intelligente Systeme entwickelt werden können, müssen diese dahin gehend trainiert werden, menschliches Verhalten zu verstehen und selbstständig auszuführen. Dazu braucht es Daten, anhand derer gelernt werden kann. Entsprechend wichtig sei es, sich genau zu überlegen, wie mit sensiblen Daten von Bürgern umgegangen wird, so Köszegi. Im Rahmen des Weißbuchs, das "einen ersten strategischen Rahmen" für die österreichischen Zukunftspläne bilde, habe man daher stark auf ethische Aspekte und das Recht auf Schutz der Privatsphäre geachtet. Zudem bedürfe es Anstrengungen, um nachvollziehbar und verständlich darzustellen, wie Algorithmen, die in Zukunft deutlich mehr Entscheidungen treffen werden, zu ihren Vorschlägen und Beurteilungen gelangen.

Bevölkerung informieren und aufklären

Angesichts von Studien, die etwa den Wegfall von zehn bis 15 Prozent der Arbeitsplätze in industrialisierten Ländern durch Robotik und KI prognostizieren, sei es auch wichtig die Bevölkerung zu informieren und aufzuklären, betonten Köszegi und Hofer. Denn Ergebnisse dieser Prognosen stünden nämlich auch Expertisen gegenüber, die davon ausgehen, dass in etwa gleich viele, allerdings "andere Arbeitsplätze" mit neuen Anforderungen neu geschaffen werden. Dementsprechend habe man im "White Paper" neben "Technologie, F&E und Wirtschaft", "Arbeitswelt und Qualifizierung", "Gesellschaft und Recht" auch "Bewusstseinsbildung, Kommunikation und Öffentlichkeitsarbeit" als Haupt-Handlungsfelder definiert.

In letzteren Bereich fällt beispielsweise eine neue Vortragsreihe an der TU Wien mit dem Titel "Trusting Robots". Am Freitag (23. November) erfolgt die Auftaktveranstaltung zu der Initiative, die sich auf die technischen, psychologischen und sozialen Aspekte der Robotik und die Frage, wie Mensch und Roboter künftig zusammenarbeiten können, fokussiert. Heute, Donnerstag, laden die TU Wien, die TU Graz und die oberösterreichische Firma Profactor zu Laborbesuchen im Rahmen der "Langen Nacht der Roboter" ein. (APA, 22.11.2018)