Der geschasste Nissan-Verwaltungsratschef Carlos Ghosn soll Firmengelder für private Zwecke verwendet haben.

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Tokio – Dem wegen Untreuevorwurfs geschassten Nissan-Verwaltungsratschef Carlos Ghosn droht einem Medienbericht zufolge ein weiteres Verfahren. Die japanische Staatsanwaltschaft werde ihn wahrscheinlich auch beschuldigen, in dem bis Ende März laufenden Geschäftsjahr und den beiden vorherigen Jahren zu niedrige Angaben zu seinen Einkünften gemacht zu haben, berichtet die Zeitung "Asahi" vom Freitag.

Zusammen mit den bisherigen Vorwürfen soll Ghosn damit seit acht Jahren seine Einkünfte um rund acht Milliarden Yen (62 Millionen Euro) zu niedrig angegeben haben. Ghosn war am Montag in Japan unter dem Verdacht der Veruntreuung von Firmengeldern festgenommen worden. Ein neues Verfahren könnte für eine Haftverlängerung oder eine erneute Inhaftierung sorgen.

Nachfolger bis 20. Dezember

Nissan hatte sich am Donnerstag von Ghosn getrennt. Der japanische Autobauer will Unternehmenskreisen zufolge möglichst bald einen Nachfolger finden. Er hoffe auf eine Lösung bis zur nächsten Sitzung des Verwaltungsrats um den 20. Dezember herum, spätestens aber in zwei Monaten, sagte ein Insider am Freitag. Der neue Vorsitzende soll mindestens bis zur nächsten Hauptversammlung amtieren. Der Verwaltungsrat bekannte sich dabei zugleich zu der maßgeblich von Ghosn vorangetriebenen Allianz mit dem französischen Renault-Konzern. Die Inhaftierung des Managers hatte Spekulationen ausgelöst, dass das Bündnis zerbrechen könnte.

Laut einem Medienbericht strebt Nissan aber eine Überprüfung der Anteilsstruktur der Allianz mit den Franzosen an, um eine ausgewogenere Partnerschaft zu erreichen. Die Überprüfung werde sich auf die Frage der Stimmrechte beziehen, da Renault mehr Einfluss auf Nissan habe als umgekehrt, meldete die Nachrichtenagentur Bloomberg unter Berufung auf einen Insider. Renault ist mit 43 Prozent an Nissan beteiligt. Nissan hält trotz eines höheren Absatzes lediglich 15 Prozent an Renault.

Firmengelder für private Zwecke verwendet

Nach monatelangen Untersuchungen kam Nissan zufolge heraus, dass Ghosn Firmengelder für private Zwecke verwendet und über Jahre zu niedrige Angaben zu seinem Einkommen gemacht hat. Der 64-Jährige ist auch Chef von Renault. Die Führungsgeschäfte dort hat einstweilen der für das operative Geschäft zuständige Vorstand Thierry Bollore übernommen. (APA, 23.11.2018)