Vatikanstadt/Rom – Die Knochen, die vor drei Wochen in einem Nebengebäude der diplomatischen Vertretung des Vatikan in Rom entdeckt wurden, stammen nicht von der 1983 verschwundenen 15-jährigen Vatikanbürgerin Emanuela Orlandi. Sie stammen aus der Zeit vor 1964, geht aus ersten Analysen der Funde hervor, die die römische Staatsanwaltschaft durchführen ließ.

Die Überreste sollen demnach zwei verschiedenen Personen gehören. Eine davon könnte ein Mann sein, ergaben die Untersuchungen, die in den nächsten Tagen weitergeführt werden sollen.

Auf exterritorialem Gebiet

Arbeiter hatten die Knochen bei Renovierungsarbeiten entdeckt. Die Gebäude befinden sich auf exterritorialem Gebiet des Vatikans. Sowohl der Vatikan, als auch die römische Staatsanwaltschaft hatten Untersuchungen eingeleitet.

Nach dem Knochenfund war spekuliert worden, dass es sich um die Überreste Orlandis handelt könnte. Die Tochter eines Vatikanbeamten war am 22. Juni 1983 nicht mehr nach Hause gekommen. 40 Tage davor war ein weiteres Mädchen, Mirella Gregori, in Rom verschwunden. Die Ermittler schlossen damals einen Zusammenhang der beiden Fälle nicht aus.

Vorwurf der Vertuschung

In den vergangenen Jahren hatte es teilweise abenteuerliche Spekulationen über die Hintergründe des Falles gegeben. So wurde vermutet, dass Orlandi von der rechtsextremen türkischen Gruppe "Graue Wölfe" entführt worden sei, um die Befreiung des Papst-Attentäters Mehmet Ali Ağca zu erreichen, der 1981 festgenommen worden war.

Emanuelas Bruder Pietro wirft dem Vatikan Vertuschungsversuche vor. Offiziell liegen keine konkreten Erkenntnisse über Orlandis Schicksal vor. (APA, 23.11.2018)