Raus bei Sturm und Schnee: Streak Runner lassen sich auch von schlechtem Wetter nicht abhalten.

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Franziska Zoidl beschäftigt sich beruflich mit Fitness und Gesundheit. Das beeinflusst auch ihre Freizeitgestaltung.

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Der Amerikaner Robert C. Ray läuft seit dem 4. April 1967. Er ist Streak Runner. Das bedeutet, dass er seit mehr als 50 Jahren jeden Tag läuft. Die Regeln für Streak Running hat die United States Running Streak Association (die gibt es tatsächlich!) klar definiert: Der Lauf muss zwischen 0 und 24 Uhr absolviert werden, mindestens eine zusammenhängende Meile lang sein und ohne Unterstützung anderer Personen absolviert werden.

Das klingt einfach. Und die tägliche Bewegung hat viele Vorteile: Die World Health Organization empfiehlt 150 Minuten Bewegung in der Woche. Und Laufen an der frischen Luft stärkt die Abwehrkräfte – ein gutes Argument zur Erkältungszeit.

Ich bin unlängst in so einen Streak hineingerutscht. Ich ging eine Woche lang jeden Tag laufen – und es machte mir so viel Spaß, dass ich beschloss weiterzumachen. Allerdings, um mich nicht zu überfordern, teilweise wirklich nur ein-, zweimal um meinen Häuserblock. Nach einem langen Tag im Büro tut das Bisschen an Bewegung schon unglaublich gut.

Drohende Überlastungen

Auch der Sportmediziner Robert Fritz kennt solche Streak Runner: Allerdings landen in seiner Ordination oft diejenigen, die es übertreiben. "Läufer, die viele Monate lang jeden Tag 20 Kilometer gelaufen sind, laufen direkt in die Überlastung hinein", sagt Fritz. Und Überlastung, das kann ein Übertraining sein, aber auch eine entzündete Achillessehne, Knieschmerzen und Schienbeinprobleme. Die Liste an Problemen, die man durch falsches oder zu intensives Laufen bekommt, ist lang.

"Aber wenn man einfach dahintrabt, dann spricht sicher nichts dagegen, jeden Tag zu laufen", sagt der Mediziner. "Jeden Tag eine Stunde auf Anschlag laufen wird halt nicht funktionieren."

Was am Streak Running gut ist: Man ist auch in einer Zeit, in der es draußen kälter und der Schweinehund größer wird, motiviert. Gleichzeitig ist, je nach Lust und Laune, das Pensum wirklich überschaubar. Ich habe auch bemerkt, dass sich sogar an den stressigsten Tagen stets ein kleines Zeitfenster für das Laufen fand, spät am Abend oder vor dem Frühstück.

Das Ende meines Streaks

Warum ich den Streak Runner Robert C. Ray trotzdem nicht einholen werde? Irgendwann hat mir mein Schienbein wehgetan – und daher legte ich eines Abends zur Sicherheit dann doch lieber meine Beine hoch und entspannte. Aber das Schöne am Streak Running ist: Man kann es immer wieder probieren und jederzeit von vorne anfangen. Warum also nicht heute? (Franziska Zoidl, 6.1.2019)