Kriminalhauptkommissarin Olga Lenski (Maria Simon, links) und Kriminalhauptkommissar Adam Raczek (Lucas Gregorowicz, rechts) bei einem Termin bei der polnischen Staatsanwaltschaft.

Foto: RBB / Oliver Feist

Das Au-pair kommt nicht heim. Groß ist die Aufregung im deutsch-polnischen Polizeiruf 110 am Sonntag in der ARD zunächst nicht. Tanzen und feiern war der schönen jungen Frau oft wichtiger als die Kinderbetreuung in Frankfurt an der Oder, wo drei Generationen in der Villa den gehobenen Lebensstil pflegen.

Wenig später schwemmt der Grenzfluss Oder die Leiche an und zeigt ein Blick in den Computer, dass in dieser Familie schon vor 15 Jahren eine junge Frau verschwunden ist, die Stieftochter des Hausherrn.

Zwei Fälle sind zu lösen

Die Kommissare Olga Lenski (Maria Simon) und Adam Raczek (Lucas Gregorowicz) müssen in Der Fall Sikorska also zwei Fälle lösen und auch herausfinden, ob die beiden etwas miteinander zu tun haben.

Das geschieht mit einschläfernden Sätzen wie: Wo waren Sie am Samstagnachmittag? Sind Sie mit einer Speichelprobe einverstanden? Wir müssen die Datenbanken durchgehen.

Während die Oder wuchtig zwischen Deutschland und Polen strömt, plätschert die Geschichte fade vor sich hin. Das eigentliche Thema – übergriffige Männer – streift der Film bloß so sanft wie der Wind die Gräser am Ufer.

Lenski und Raczek lassen diesmal aus

Es fehlt an Tiefe und echter Emotion. Lenski und Raczek lassen diesmal auch aus. Keine Hänseleien, kein Schlagabtausch, Kraft hat bloß der Fluss.

Dennoch kann man vom Dranbleiben nicht gänzlich abraten. Neben Lenski und Raczek gibt es Figuren wie den Pathologen, denen man gern zusieht. Auch die mimische und stilistische Fassade der Hausherrin (Lina Wendel) ist sehenswert.

Und wer weiß, vielleicht entfaltet der nächste Polizeiruf von der Grenze wieder größeren Sog und zieht die Zuseher in Tiefen hinab, wie es sonst nur der Strudel des Wassers vermag. (Birgit Baumann, 24.11.2018)