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Pau Gasol ist neben Dirk Nowitzki der beste Europäer, der je in der NBA gespielt hat.

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Letzte Saison duellierten sich Pau Gasol (r.) und Jakob Pöltl, damals bei den Toronto Raptors, noch unter den Körben.

Foto: Chris Young/The Canadian Press via AP

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Gasol spielte trotz Strapazen immer gerne für Spanien und gewann mit seinem Heimatland Gold- und Silbermedaillen bei Welt- und Europameisterschaften.

Foto: REUTERS/Jim Young

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Mit Kobe Bryant (l.) gewann Gasol zwei NBA-Titel mit den Los Angeles Lakers.

Foto: Reuters/DANNY MOLOSHOK

Der Beginn einer Karriere als Profibasketballer in der National Basketball Association (NBA) ist meist kein Honigschlecken. Jakob Pöltl kann ein Lied davon singen. Er kann sich aber auch bei Pau Gasol erkundigen, wie das Business so läuft. Der Spanier hat seinen Spind in der Heimhalle in San Antonio nur zwei Plätze neben Pöltl. Gasol ist mittlerweile 38 Jahre alt und hat zwei NBA-Titel gewonnen, war aber auch einmal jung.

DER STANDARD traf Pau Gasol im Trainingszentrum der Spurs im Norden der Stadt. Gasol ist ein jovialer Typ, keine Spur von Arroganz, im Gegenteil. Seine Freude darüber, mit Journalisten aus Europa zu reden, ist spürbar. Basketballer aus Österreich kannte Gasol bisher nicht. "Ich habe vor Jakob noch nie einen Österreicher spielen gesehen." Sein erster Eindruck vom 23-jährigen Wiener war positiv. "Er arbeitet hart, ist athletisch talentiert. Jetzt muss er den nächsten Schritt machen, mehr Selbstvertrauen tanken."

Vom Weichei zum Champion

Jakob Pöltl stellt sich immer in den Dienst des Teams, und manchmal wird er auch abgewatscht von bulligeren Gegenspielern. Gasol kann den Frust nachvollziehen. Zu Beginn seiner Karriere, im Jahr 2001, war Gasol als Weichei verschrien. Zu brav, zu nett kam der Mann aus Barcelona daher. Gasol misst wie Pöltl 2,13 Meter und hat seine Kritiker nach Startschwierigkeiten eines Besseren belehrt. Er ist mit dem Deutschen Dirk Nowitzki der beste Europäer, der je in der NBA gespielt hat.

Der TV-Kommentar ist fast noch schöner als der Dunk selbst.
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Gasol kann seine Finger schmücken mit zwei brillantbesetzten Goldringen, die er als Champion mit den Los Angeles Lakers bekam, 2009 und 2010. Er kann Ketten schmieden aus den Medaillen, die er mit Spanien gewonnen hat. Goldene bei der Weltmeisterschaft 2006 und bei den Europameisterschaften 2009, 2011 und 2015, Silberne bei den Olympischen Spielen 2008 und 2012 sowie bei den Europameisterschaften 2003 und 2007. Von der goldenen Generation des spanischen Basketballs, die erwachsen wurde nach dem Sieg bei der Junioren-WM 1999 über die USA, glänzt Pau Gasol am hellsten.

Distanzwurf als Arbeitsplatzgarantie

Das ist lange her. Die Zeiten haben sich geändert. "Als großer Spieler musst du noch härter arbeiten, um Spielzeit zu bekommen. Es ist schwierig, aber es ist, wie es ist. Jammern hat keinen Sinn. Du musst dich an die gestiegene Geschwindigkeit des Spiels anpassen. Jakob kann das", sagt Gasol. Er selbst hat im Lauf seiner Karriere sein Spiel um eine wichtige Waffe erweitert: den Distanzwurf. Und er hat körperlich erst sehr spät abgebaut.

Unvergessen bleibt der Gewinn seiner dritten EM im Jahr 2015 mit Spanien. Der 35-Jährige hatte ein unglaublich starkes Turnier gespielt für einen Mann seines Alters: Topscorer mit 25,6 Punkten, Karrierebestmarken mit 40 Punkten im Halbfinale gegen Gastgeber Frankreich, sechs Assists in der Vorrunde gegen Deutschland, sechs verwandelten Dreiern gegen Polen im Achtelfinale. So viele Treffer aus der Distanz sind außergewöhnlich für einen Center. Aber Gasol hat eine weiche Wurfhand. "Dass ich in der Lage war, an diesem Punkt meiner Karriere noch auf diesem Niveau zu spielen, ist etwas, worauf ich immer stolz sein werde."

Von Barcelona in die Geschichtsbücher

Der Anfang war schwer. Gasol wurde zwar als erster Ausländer in der Geschichte der NBA zum "Rookie of the Year" gewählt (2002), stand aber in seinen ersten Jahren sportlich mit den Memphis Grizzlies auf verlorenem Posten. Erst ein Wechsel zu den Los Angeles Lakers im Jahr 2008 öffnete die Tür zu zwei Meisterschaften mit dem Exstarspieler Kobe Bryant. Ein Höhepunkt einer Karriere, die fast nicht in Schwung gekommen wäre.

Best of Pau Gasol.
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Gasol, der aus Sant Boi de Llobregat, einem Vorort von Barcelona, stammt, hatte bereits begonnen, Medizin zu studieren, setzte sich aber als Spätzünder mit 19 Jahren auch dank Glücks beim FC Barcelona durch. Weil sich der US-Amerikaner Rony Seikaly mit der damaligen Trainerlegende Aito Garcia Reneses überwarf, bekam Gasol seine Chance. Sechs Monate später wurde er als Nummer drei im NBA-Draft gezogen. Kein Europäer wurde je höher gehandelt, bis der Slowene Luka Doncic 2018 ebenfalls an dritter Stelle ausgewählt wurde.

Buch und Comeback

Mittlerweile spielt Gasol in der NBA keine Hauptrolle mehr, dafür hatte er Zeit, seine Biografie Unter dem Korb zu veröffentlichen. Gasol, der in seiner Karriere bisher mehr als 200 Millionen Dollar Salär verdiente, hat einen jüngeren Bruder, Marc, der es mit ein paar Jahren Verspätung ebenfalls in die NBA geschafft hat. Er selbst gab nach einmonatiger Pause wegen eines Ermüdungsbruchs im linken Fuß erst am Neujahrstag sein Comeback für die Spurs, bei denen er noch bis 2020 unter Vertrag steht.

Gasol ist es gewohnt, mit gutem Beispiel voranzugehen. Auch für Jakob Pöltl. "Ich möchte ein Mentor sein für ihn, damit er erfolgreich sein kann. Ich hab selbst als junger Spieler den Routiniers viel zugehört, von ihnen profitiert." (Florian Vetter aus San Antonio, 7.1.2018)