Mit dem positiven Abschluss des Brexit-Deals hat die britische Premierministerin Theresa May eine fast drei Jahre dauernde Geisterbahnfahrt der Gemeinschaft zu einem zumindest relativ vernünftigen Ende gebracht.

Gut kann man das Vereinbarte nicht nennen, denn auf beiden Seiten des Ärmelkanals wird es zunächst viele Verlierer geben, einen negativen Konjunktureffekt. Es ist auch offen, ob die von den Brexit-Hardlinern ersehnte "Befreiung" vom "Joch der EU" und ihren "bösen Regeln" für die Menschen wirklich so toll sein wird, wenn sich das Königreich wieder allein ins Getümmel globaler Märkte wirft.

Boris Johnson vor allem, Mays gescheiterter Außenminister, hat seinen Landsleuten diese Vision (mit einigen Lügen) eingeredet. Seine Art, Politik zu machen, ist der Gag – das Gegenteil von Mays ruhigem Politikstil. Vorläufig hat sie sich durchgesetzt. Deshalb besteht jetzt die Chance, dass uns der ganze Laden nicht um die Ohren fliegt.

Sicher ist nichts. Wenn das Unterhaus den Deal ablehnt und May das dann durch eine zweite Abstimmung oder eine Volksbefragung nicht wieder umdrehen kann, ginge der ganz normale Brexit-Wahnsinn von vorne los. Niemand weiß heute, ob das Prinzip Theresa oder das Prinzip Boris obsiegen wird. Aber eines ist klar: Die EU kann sich eine derartige Lähmung wie in drei Jahren Brexit und davor in zwei Jahren Grexit und Eurokrise nicht mehr lange leisten. (Thomas Mayer, 25.11.2018)