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Kreuzfahrtschiffe wie dieses tragen maßgeblich zur Luftverschmutzung bei.

Foto: Reuters/Gray

Marseille/London/Oslo – Erstmals ist eine Kreuzfahrtgesellschaft in Frankreich wegen Luftverschmutzung verurteilt worden: Das britische Unternehmen P&O Cruises und der Kapitän ihres Ozeandampfers "Azura" müssen insgesamt 100.000 Euro zahlen, weil sie ein nicht zugelassenes Dieselöl zum Antrieb einsetzten, wie ein Gericht in der Hafenstadt Marseille am Montag beschied.

Die "Azura" ist eines der größten Schiffe von P&O Cruises und nach Angaben des Unternehmens speziell für Familien gebaut. Den Großteil der Geldstrafe muss mit 80.000 Euro das Unternehmen zahlen. Der aus den USA stammende Kapitän wusste nach Überzeugung der Richter, dass das Öl illegal war: Es enthält rund 1,7 Prozent Schwefel, in der EU sind aber nur bis zu 1,5 Prozent erlaubt. Die Gesellschaft habe dieses billigere Dieselöl bewusst eingesetzt, um "Geld auf Kosten der Lungen der Allgemeinheit zu sparen", sagte der Staatsanwalt in dem Prozess.

Marseille kämpft wie andere europäische Hafenstädte mit der hohen Luftverschmutzung, die Atemwegserkrankungen verursacht. Das Urteil wird als Präzedenzfall gewertet.

Fischreste als Schiffsantrieb

Innovative Lösungen werden unterdessen in Norwegen gesucht: Die norwegische Reederei Hurtigruten will für den Antrieb ihrer Kreuzfahrtschiffe künftig auch Fischreste nutzen. Reste aus der Fisch verarbeitenden Industrie und andere organische Abfälle würden zu Biogas verarbeitet, das dann verflüssigt werde und den Treibstoff Schweröl ersetze, teilte Hurtigruten am Montag mit.

"Was andere für ein Problem halten, sehen wir als Ressource und Lösung", sagte Hurtigruten-Chef Daniel Skjeldam.

Unterwegs ohne fossile Energie

Mit Biogas als Schiffsantrieb werde seine Reederei die erste, deren Schiffe ohne fossile Energie auskämen, kündigte Skjeldam an. Hurtigruten besitzt 17 Schiffe. Ihr Antrieb soll binnen sechs Monaten umgestellt werden.

Der Kreuzfahrttourismus boomt – immer mehr Küstenstädte beklagen jedoch die große Umweltverschmutzung durch das von den Schiffen verbrannte Schweröl. Der Naturschutzbund Deutschland (Nabu) forderte kürzlich, Hafenstädte und schützenswerte Regionen wie das Wattenmeer sollten ab 2020 Einfahrverbote für schmutzige Kreuzfahrtschiffe verhängen. (APA, 26.11.2018)