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Schnell ermittelt: Polizei in Yalova.

Foto: DHA via AP

Istanbul – Knapp zwei Monate nach der Tötung des saudi-arabischen Journalisten Jamal Khashoggi haben die türkischen Ermittler die Suche nach seinen sterblichen Überresten ausgeweitet. Nach dem saudi-arabischen Konsulat in Istanbul, in dem Khashoggi getötet worden war, der benachbarten Residenz des Konsuls und einem Wald am Rand von Istanbul durchsuchten Ermittler am Montag die südlich von Istanbul gelegene Villa eines saudi-arabischen Geschäftsmanns, wie die Staatsanwaltschaft in Istanbul mitteilte.

Demnach hatte ein Mitglied des 15-köpfigen Tötungskommandos aus Saudi-Arabien einen Tag vor Khashoggis Tod mit dem Geschäftsmann telefoniert. In dem Gespräch sei es vermutlich um die "Beseitigung von Khashoggis Leiche nach ihrer Zerstückelung" gegangen, teilte die Staatsanwaltschaft weiter mit. Deshalb sei nun die Villa des Geschäftsmanns in der Provinz Yalova durchsucht worden.

Proben aus dem Brunnen

Nach Angaben der Nachrichtenagentur Anadolu entnahmen die Ermittler Proben aus einem Brunnen im Garten der Villa. Im Einsatz waren demnach auch ein Spürhund, eine Drohne sowie Feuerwehrwagen. Laut Anadolu hielt sich der saudi-arabische Geschäftsmann während des Telefonats nicht in der Türkei auf. Er sei seit "rund zwei Monaten" nicht mehr im Land gewesen. Nach der Razzia in seiner Villa wurde zudem das benachbarte Haus durchsucht.

Türkischen Medienberichten zufolge waren die Ermittler zunächst davon ausgegangen, dass die Leiche Khashoggis zerstückelt, in Säure aufgelöst und in Istanbuls Kanalisation geschüttet wurde. Laut einem früheren Bericht der regierungsnahen Zeitung "Sabah" wurden in Proben aus der Abwasserleitung der Residenz Spuren von Säure gefunden.

Wer gab den Auftrag?

Khashoggi war am 2. Oktober verschwunden, nachdem er das saudi-arabische Konsulat betreten hatte. Erst nach wochenlangem internationalem Druck gab die Führung in Riad schließlich zu, dass der Journalist von Agenten des Königreichs getötet wurde. Nach Angaben der saudi-arabischen Staatsanwaltschaft sollten sie den in die USA emigrierten Kritiker von Kronprinz Mohammed bin Salman nach Saudi-Arabien zurückbringen. Doch soll ihr Leiter dann eigenmächtig beschlossen haben, Khashoggi zu töten.

Die Darstellung Riads stößt allgemein auf Skepsis. Der US-Geheimdienst CIA geht US-Medienberichten zufolge davon aus, dass Kronprinz Mohammed hinter der Tat steckt. Ungeachtet dessen steht US-Präsident Donald Trump weiter hinter seinem saudi-arabischen Verbündeten. Es gebe keine eindeutigen Beweise, sagte Trump vergangene Woche und bekräftigte, die USA würden weiter ein "unverbrüchlicher Partner Saudi-Arabiens" bleiben. (APA, 26.11.2018)