Vor wenigen Tagen war es wieder einmal so weit. Die Modedesignerin Victoria Beckham bekam in ihrem Flagshipstore in der Londoner Dover Street Besuch von Sohn Brooklyn und Hund Olive. Das wäre noch keine Meldung wert, wenn Beckham diesen Moment nicht auf Instagram in die Welt hinausgeschickt hätte: Das ehemalige Spice Girl schmiegt sich auf dem Bild an ihren 19-jährigen Sohn. Er posiert in einer graugrünen Bomberjacke mit dem Cocker-Spaniel auf dem Arm. Sie wie immer aus dem Ei gepellt – so sehen Modedesignerinnen aus, die auf ihr Image bedacht sind. Und das soll vermitteln: Ich bin nicht nur Unternehmerin, sondern auch, ganz genau, stolze Mutter eines gut geratenen Sohnes.

Victoria Beckham hat noch weitere Asse im Ärmel: Tochter Harper Beckham, heute sieben Jahre alt, sitzt schon seit Jahren bei den Modenschauen ihrer Mutter in der ersten Reihe. Die Söhne sind dank jahrelangen Vorzeigens prominent. Neben Brooklyn führen Cruz und Romeo millionenschwere Accounts auf Instagram und sind längst Teil des Beckham-Business. Brooklyn, der Älteste (siehe Foto oben), probiert sich als Fotograf, der jüngere Bruder Romeo ist schon vor der Kamera von Mario Testino herumgeturnt, die Gitarrenriffs des kleinen Cruz werden von Mama Victoria auf Instagram veröffentlicht.

Mit Kindern zu posieren ist längst keine Modesünde mehr, das wissen nicht nur kindervernarrte Facebook-Nutzer. Niemand muss mehr seine Gschroppn verstecken, im Gegenteil: Sich mit Kind zu zeigen macht auch ökonomisch Sinn. Immer mehr Menschen erklären die öffentlichen Familienaufstellungen zum Geschäftsmodell. Die deutsche Influencerin Veronika Heilbrunner zum Beispiel hat eben erst mit Ehemann Justin und Sohn Walter, knapp sechs Monate alt, ein Werbevideo für Polo Ralph Lauren abgedreht. Ihre Follower finden das "cute" bis "süß".

Prominente wie Gwyneth Paltrow oder Madonna sind schon ein wenig weiter. Sie führen wie die Beckhams vor, dass das Konzept mit hochaufgeschossenen Teenagern aufgeht (solange sie nach was ausschauen).

Wie der Sohn, so auch der Vater? Der ehemalige Fußballspieler David Beckham posiert gern gemeinsam mit seinen Söhnen wie hier mit Brooklyn.
Foto: APA/AFP/DANIEL LEAL-OLIVAS

Die Schauspielerin und gesundheitsbewusste Unternehmerin Gwyneth Paltrow geht die Sache zwar einigermaßen locker an, doch auch die rotbackigen Teenager Apple und Moses tauchen regelmäßig in den Social-Media-Posts der Mama auf. Deren Botschaft: Wir sind ja so stolz auf euch! Und auch: Ich bin nicht die verbissene Geschäftsfrau, für die ihr mich haltet. Denn wer Mama ist, muss mindestens eine weiche Seite haben.

Doch Kinder können noch viel mehr: Madonna, die in den letzten Jahren eifrig Kinder adoptiert hat, hat ein Foto ihrer "bunten Kinderschar" veröffentlicht, das an die Botschaft vergangener Benetton-Kampagnen anknüpft: Seht her, sind wir nicht weltoffen?

Wer da nicht weich wird, ist selber schuld. Die Kinder in den sozialen Netzwerken vorzuzeigen kann doch wirklich keine Sünde sein. (Anne Feldkamp, 29.11.2018)