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Der Kauf von Kuka erfüllte angeblich nicht die Erwartungen.

Foto: Reuters/Wolfgang Rattay

In China waren und sind die Multimilliardäre He Xiangjian und He Jianfeng, dessen 51-jähriger Sohn, vor allem für ihre Haushaltsgeräte bekannt. In Deutschland hingegen haben sich die Besitzer der Midea-Gruppe mit ihrer Vorliebe für Roboter einen Namen gemacht. 2016 führte das zur spektakulären 4,5-Milliarden-Euro-Übernahme der deutschen Kuka, eines der führenden Roboterhersteller der Welt.

Beim Erwerb ihres neuen "Flaggschiffs" gab Midea ein Versprechen auf Bestandsschutz von Kuka ab, darunter auch, siebeneinhalb Jahre lang keine Mitarbeiter zu entlassen, meldete die chinesischsprachige "Huashangbao". Schon vergangenen Herbst wollte sich das Unternehmen aber von 250 Angestellten trennen, was durch Verhandlungen abgewendet wurde.

Kritische Nachfragen

Nun sorgt eine neue Entwicklung für Aufregung, weil sich Midea vorzeitig von Kuka-Geschäftsführer Till Reuter trennen will. Das hat kritische Nachfragen ausgelöst, wie verlässlich Midea und generell chinesische Konzerne sind. Sie kommen vor dem Hintergrund einer heiklen politisch-wirtschaftlichen Debatte. Seit Anfang 2017 stoßen Chinas M&A-Übernahmen westlicher Hightech-Hersteller auf immer mehr Widerstand in den USA, Japan und auch Europa. Sie stehen unter dem Generalverdacht, verkappte staatlich geförderte Auslandsinvestitionen zu sein.

Chinas Firmen kaufen dabei mit Vorliebe Hightech- und Halbleiterproduzenten auf. Ihre Einkaufsliste werde von Chinas Entwicklungsplan diktiert, entsprechend der Strategie "Made in China 2025" schnellstens neue Hightech-Industrien aufzubauen, um die Industriestaaten ein- und überholen zu können, stellte die deutsche Bertelsmann-Stiftung fest. Sie untersuchte dafür 175 chinesische Übernahmen zwischen 2014 bis 2017. Fast zwei Drittel davon waren Aufkäufe, die zu Chinas 2025-Strategie passen, so wie der Kauf von Kuka durch Midea. Die EU-Kommission berät gerade über ein Paket vorbeugender Regelungen für EU-Staaten, um aufgrund nationaler Sicherheitsbedenken solche unerwünschten Übernahmen strategischer europäischer Industrien abwehren zu können.

Streit um Kukas Entwicklung

Pekinger Wirtschaftszeitschriften wie das "China Business Journal" deuteten schon Anfang November an, dass bei Midea im Streit um Kukas Entwicklung wirtschaftliche Erwägungen eine große Rolle spielen. Das Geschäft der Gruppe stehe auf drei Füßen: Klimaanlagen, Elektrohaushaltsgeräte und Roboter. Wirtschaftlich hinke der Bereich der Automatisierung nach. Angeblich hat der Kauf von Kuka nicht die Erwartungen erfüllt. Das Robotergeschäft sei im Oktober um acht Prozent gegenüber dem Vorjahr eingebrochen. Die Zeitschrift kommentiert: "Midea hat einen sehr hohen Preis für Kuka bezahlt. Die Bedingungen, zu deren Einhaltung es sich beim Kauf verpflichtet hat, sind sehr streng. Midea hält zwar die absolute Mehrheit, verfügt aber über keinerlei Kontrollmacht. Die Gruppe darf sich beim Management nicht einmischen", sie habe auch keinen Zugriff auf Kukas Technologie.

Die großen Hoffnungen haben sich bisher nicht erfüllt. Nach dem Kuka-Kauf investierte Midea im Frühjahr rund 1,4 Milliarden Dollar in den Industriepark Midea-Kuka Smart Manufacturing in Südchina. Die Gruppe werde nun wieder ihre weltweiten Einkäufe diversifizieren. Sie verstärkte ihr Kerngeschäft durch den Erwerb von Toshiba Lifestyle Products and Services, Israels Servotronix und Clivet, einer italienischen Klimaanlagenfirma. Die finanzpolitische Zeitschrift "Caixin" schrieb im November, dass sich Midea nun auch auf den südostasiatischen Markt und dessen aufstrebende Mittelschicht konzentriere. Sie investierte in einen Industriepark in Indien, um Haushaltsgeräte zu produzieren, und unterhält inzwischen ein weltweites Netzwerk mit Designzentren, Fabriken und Verkaufsorganisationen, für die 35.000 Angestellte arbeiteten.

Umsatz gesteigert

Midea hat im ersten Halbjahr mit rund 20 Milliarden Dollar ihren Umsatz um 15 Prozent gesteigert. Die Besitzerfamilie He rückte in der im Oktober erschienenen Schanghaier Hurun-Milliardärsliste von Platz acht auf sechs vor. Herausgeber Rupert Hoogewerf schätzt Vater und Sohn (samt Immobilienbesitz) auf ein gemeinsames Vermögen von 19 Milliarden Dollar, 13 Prozent mehr als im Vorjahr. Der "Welt" sagte er: "Ihnen gelang der Aufstieg von die Gründung als Marke zum Hersteller und nun zum Produzenten fortschrittlicher Technik." Sie wollten einer der großen Player in den Bereichen Roboter und künstliche Intelligenz werden. Das passt zum neuen Staatsziel, China bis 2030 zur weltweiten Nummer eins in Forschung, Herstellung und Anwendung künstlicher Intelligenz zu machen. (Johnny Erling aus Peking, 26.11.2018)