Graves und Rude sollen die Vorwürfe bestätigt und auf Öffnung der B-Proben verzichtet haben.

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Innsbruck – Wie die kanadische Onlineplattform "Pinkbike" berichtet, haben die Enduro-Profis Jared Graves (AUS) und Richie Rude (USA) positive Dopingproben zugegeben. Die beiden Fahrer waren, nebst anderen, nach dem Rennen der Enduro World Series (EWS) im französischen Orlagues im Mai dieses Jahres von der französischen Antidopingagentur ALF getestet worden. Graves und Rude sollen nun eingeräumt haben, dass ihre A-Proben die Substanzen Higenamin und Oxilofrin aufgewiesen haben.

Es handelt sich dabei um Substanzen, die in Nahrungsergänzungsmitteln enthalten sein können und die Blutgefäße weiten. Daher sind sie im Wettkampf verboten, und eine irrtümliche Einnahme der Substanzen sei unwahrscheinlich, wie die Medien berichten. In der Vergangenheit gab es bereits mehrfach Athleten in anderen Sportarten, die positiv auf diese Substanzen getestet worden waren. Higenamin steht seit 2017 auf der Dopingliste, Oxilofrin schon seit mehreren Jahren.

Fahrer verzichteten auf Öffnung der B-Proben

Graves und Rude sollen auf die Öffnung der B-Probe verzichtet haben. Sie werden nun die Möglichkeit erhalten, der Antidopingagentur Wada zu erklären, wie die Substanzen in ihren Organismus gelangt sind. Bisher wurden für die Verwendung dieser Substanzen Strafen von ein bis zwei Jahren ausgesprochen. Die EWS wiederum hat ein eigenes Antidopingstatut, das noch strenger ist als das des Radsportverbandes (UCI). Wer beim Doping erwischt wird, riskiert hier mitunter lebenslange Sperren.

Erst Mitte November haben EWS und UCI bekanntgegeben, dass sie ab 2019 enger zusammenarbeiten werden. Das wird auch die Dopingauflagen betreffen. Denn bisher überließ die EWS etwaige Kontrollen den nationalen Verbänden, auf deren Gebiet die einzelnen Rennen stattfanden. Anders als etwa der Downhill-Weltcup ist die EWS keine Rennserie des Radsportverbandes. Hinter dem veranstaltenden Unternehmen "Enduro Sports Organisation" stecken diverse Firmen, etwa auch das Gravity-Festival Crankworx.

Dopingrealität holt Gravity-Szene ein

Die positiven Dopingtests von Graves und Rude sorgen nun für Nervosität in der Mountainbikeszene. Waren bisher vor allem Rennradfahrer für den Griff zu unerlaubten medizinischen Hilfsmitteln bekannt, so wähnte man sich gerade im Gravity-Mountainbiking davor gefeit. In der EWS wurde zudem der sogenannte Spirit of Enduro, der eine Art Rückbesinnung auf die wahren Werte des Sports umschreibt, hochgehalten.

Die Diskussion um unerlaubte Hilfsmittel und den wahren Sportsgeist hat bereits begonnen, wie dieses Posting von EWS-Profi Yoann Barelli zeigt.

Was das Einräumen positiver A-Proben für die Zukunft der beiden Athleten bedeutet, ist indes noch völlig offen. Im Fall des Australiers Graves, der 2014 den EWS-Gesamtsieg geholt hat, werden die Dopingvorwürfe derzeit ohnehin von seiner schweren Erkrankung überschattet. Bei Graves wurde im Sommer ein Gehirntumor diagnostiziert. Derzeit erholt er sich von Operation und Chemotherapie. In der Saison 2019 würde Graves ohnehin nicht starten, wie sein Team Specialized in einer ersten Stellungnahme wissen ließ. Im Moment konzentriere man sich allein auf seine Genesung, so Teammanager Sean Estes gegenüber "Pinkbike".

Beim zweifachen EWS-Gesamtsieger Richie Rude will sein Team Yeti vorerst die finalen Ergebnisse der Untersuchungen der französischen Antidopingagentur abwarten. Man stehe jedenfalls voll hinter dem Fahrer, bestätigte Teammanager Chris Conroy auf "Pinkbike", und man sei überzeugt, dass Rude die verbotene Substanz nicht wissentlich benutzt habe. (Steffen Arora, 27.11.2018)