Er liebt es zu schockieren: Einmal biss er einer Fledermaus live auf der Bühne den Kopf ab, dann zog er sich eine Ameisenstraße wie eine Line Kokain rein und erdrosselte im Rausch fast seine Frau. Doch diese Zeiten sind längst vorbei: Inzwischen hat Ozzy Osbourne bekundet, geglaubt zu haben, die Feldermaus wäre aus Gummi. Außerdem ist der Black-Sabbath-Sänger seit sechs Jahren nüchtern, raucht nicht mehr und macht Sport. Doch noch immer ist er auch abseits seiner Musik für Schlagzeilen gut. Am Montag feiert der Brite seinen 70. Geburtstag.

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Der Bürgerschreck – eigentlich: John Michael Osbourne – wurde am 3. Dezember 1948 geboren und wuchs in einer achtköpfigen Familie im Arbeiterviertel Aston in Birmingham auf. Damals war Legasthenie noch recht unbekannt, deshalb wurde er zum Klassenclown. "Ich habe die Leute einfach zum Lachen gebracht und verrückte Sachen gemacht", sagte Osbourne einmal der "Times". "Wenn du Leute dazu bringst, dich zu mögen, hast du es schon halb geschafft." Im Bild: Osbourne im Jahr 2016.

Foto: REUTERS/Mario Anzuoni

Erst Jahrzehnte später bekannte er in einem Interview mit dem "Mirror", dass er auf dem Nachhauseweg von zwei Burschen regelmäßig sexuell missbraucht wurde. "Ich hatte Angst, es meinem Vater oder meiner Mutter zu erzählen, und es hat mich total kaputt gemacht." Seine Frau Sharon und Therapie hätten ihm später geholfen. 2001 veröffentlichte er den melancholischen Titel "Dreamer".

Ozzy Osbourne

Mit 15 verließ er die Schule und arbeitete in einem Schlachthof und einer Autofabrik, bevor er kriminell wurde. Als ein Raub schief ging, verbrachte er sechs Wochen im Gefängnis. Glücklicherweise inspirierten ihn die Beatles: Als er "She Loves You" im Radio hörte, entschied er sich, Rockstar zu werden. Ein paar Jahre später schloss er sich mit Schulkamerad und Gitarrist Tony Iommi und Freunden zur späteren Kultband Black Sabbath zusammen. 1970 erschien das erste, gleichnamige Album.

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Der Name war ein PR-Gag, um Publikum anzulocken. Zwar wurde Osbourne seither immer wieder von Satansanbetern zu schwarzen Messen eingeladen, aber damit wollte er laut eigener Aussage nie etwas zu tun haben. Ihre Hitalben wie "Paranoid" (1970), "Master of Reality" (1971) und "Sabbath Bloody Sabbath" (1973) gehören inzwischen zu den Klassikern und legten den Grundstein für Heavy Metal.

Black Sabbath

Doch 1979 feuerte ihn die Band wegen seiner Exzesse: Es gibt kaum eine Droge, von der er nicht abhängig war, einschließlich Heroin. Seine erste Frau – mit der er drei Kinder hat – warf ihn raus und ließ sich 1982 scheiden. Die Band machte mit wechselnden Sängern weiter. Ab 1997 war Osbourne wieder Mitglied von Black Sabbath. Hier zu sehen: Videomaterial von einem Auftritt der Band 1975.

Black Sabbath

1982 heiratete Osbourne die Tochter des Black-Sabbath-Managers Don Arden. "Sharon wurde in das Geschäft hineingeboren. Du kannst nichts an ihr vorbeischmuggeln, weil sie einfach sagt: Verdammt, ich weiß, was du vorhast", sagt der Sänger. Sie nahm seine Karriere in die Hand und ist seither der dominierende Faktor in seinem Leben. Ihre Ehe hat einiges überstanden: Osbournes öffentliche Affäre mit einer Friseurin vor zwei Jahren, Sharons Krebserkrankung, mehrere Unfälle und seinen jahrzehntelangen Kampf mit der Sucht. Der Musikzeitschrift "Rolling Stone" gestand er: "Ich war weniger ein Vater als ein zusätzliches straffälliges Kind für meine Frau."

Foto: APA/AFP/HECTOR MATA

Bei der Geburtstagsfeier seiner sechsjährigen Tochter Aimee trank er etwa so viel Wodka, dass er im Vollrausch versuchte, Sharon zu erwürgen. Er wachte in einer Gefängniszelle auf und konnte sich an nichts erinnern: "Aber auch das hat mich nicht aufgehalten", gestand er dem "Evening Standard". "Erst als es mir zum Hals raushing, dass mir übel war, habe ich mich endlich zusammengerafft." 1995 widmete er seiner Tochter quasi als Entschuldigung und Liebeserklärung den Song "Aimee".

Ozzy Osbourne - Topic

Als Solokünstler entwickelte Osbourne den typischen Sabbath-Sound weiter. Sein erstes Soloalbum "Blizzard of Ozz" schaffte es mit Hits wie "Mr. Crowley", "I Don"t Know", dem kontroversen Titel "Suicide Solution" und "Crazy Train" in die Top Ten der besten Heavy-Metal-Alben aller Zeiten.

Ozzy Osbourne

Der Songtitel "I Don't Want To Change The World" vom 1991 erschienenen Album "No More Tears" legt eine falsche Fährte. 1996 gründete er Ozzfest, weil er von anderen Festivals wie dem Lollapalooza nicht eingeladen wurde und Nachwuchsbands eine Chance geben wollte. Seither tingelt das Festival um die Welt, machte Station in amerikanischen und europäischen Städten sowie in Israel und Japan.

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Insgesamt verkaufte der Musiker 100 Millionen Platten und verschaffte mit seiner nicht minder verrückten Familie in der preisgekrönten Dokusoap-Serie "The Osbournes" dem Sender MTV zwischen 2002 und 2005 Rekordzuschauerzahlen.

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2010 entschlüsselten Forscher Osbournes Genom. Sie fanden heraus, dass Abschnitte seines Erbguts jenen von Menschen gleichen, die im Jahr 79 den Untergang Pompejis überlebten. "Ich habe schon immer gesagt: Wenn die Welt untergeht, werden Kakerlaken, Ozzy und Keith Richards übrig sein", kommentierte seine Frau Sharon. Exklusiv ist eine weitere Verwandtschaft: Der Brite soll auch mit König George I. genetisch verbandelt sein. Außerdem soll er, so lasen die Forscher aus dem Erbgut, zur Sucht neigen.

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2013 schnellten Black Sabbath mit der Comeback-Platte "13" wieder an die Spitze der Charts, bevor sie sich 2016 und 2017 mit ihrer "The End Tour" von ihren Fans verabschiedeten.

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Für den auf "13" befindlichen Song "God Is Dead?" gewannen Tony Iommi, Ozzy Osbourne und Geezer Butler (v. li.) 2014 in der Kategorie Beste Metal-Performance denn auch bei den 56. Grammy Awards. Im selben Jahr wurde Osbourne Namenspate einer im Amazonasgebiet entdeckten Froschart. Weil sie fledermausartige, schrille Laute von sich gibt, heißt sie seither "Dendropsophus ozzyi".

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Nach seiner laufenden Farewell-Tour "No More Tours 2" will Osbourne nicht länger als vier bis sechs Wochen am Stück unterwegs sein, um künftig mehr Zeit für seine Enkel zu haben. Österreich lässt er im Zuge der Tournee zwar aus, im Februar kommenden Jahres ist er aber in Deutschland und der Schweiz zu erleben. "Es ist kein Job. Es ist zum Kichern, weißt du?", vertraute er der "Times" an: "Ich arbeite ein paar Stunden am Tag, reise im Flugzeug herum. Ich habe eine gute Zeit mit der Band". (APA, red, 3.12.2018)

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