Wien – Vor etwa 150 Millionen Jahren brachten einige Pflanzen erstmals süße Früchte hervor. Zunächst konnten damit viele Organismen wenig anfangen. Dann allerdings legten damalige Hefezellen einen genetischen Schalter um und vergärten Zucker zu Alkohol und Kohlendioxid. Dadurch konnten die Hefen Glukose schneller zu Energie umwandeln und andere Mikroben in zuckerreichem Umfeld übertrumpfen, wie Wiener Forscher nun im Fachjournal "Nature Communications" berichten.

Bisher ging man davon aus, dass diese grundlegende Ernährungsumstellung große Veränderungen am Erbgut der Hefezellen notwendig machte und quasi ihr gesamtes Stoffwechsel-Netzwerk neu verdrahtet wurde. Doch durch den Genschalter CRA1 wurde einfach die Aktivität von zwölf Stoffwechselgenen hochgeregelt, erklärte Diethard Mattanovich vom Department für Biotechnologie der Universität für Bodenkultur (Boku) Wien. So entstanden einst jene modernen Hefen, deren Fähigkeit zum Gären die Menschen zum Pizza- und Brotbacken sowie zum Bierbrauen und für die Weinherstellung nutzen.

Alte Hefen mit neuen Fähigkeiten

Mit dem neuen Wissen könne man nun auch bei den evolutionär alten Hefen, denen dieser Schalter fehlt, den Gärungsprozess ankurbeln, berichten die Forscher. Praktisch wäre es zum Beispiel, etwa die Milchhefe (Kluyveromyces lactis) weiterzuentwickeln und mit ihr Produkte wie Zitronen-, Fett- und Milchsäure herzustellen, so Mattanovich. Dafür sei nämlich die gebräuchliche Bäckerhefe (Saccharomyces cerevisiae) weniger gut geeignet. (APA, red, 27.11.2018)