Zänkereien stehen im Vestibül an der Tagesordnung.

Foto: Georg Soulek/Burgtheater

Wien – Das Leben als Paar ist eigentlich ein revolutionärer Akt, in dem sich eine Kleinstgemeinschaft den Marktgesetzen verwehrt. So schreibt es die israelische Soziologin Eva Illouz. Denn als Liebespaar taxiert man einander nicht, man duldet Langeweile, ist bereit, die Selbstentwicklung einzuschränken, und auf die Dauer muss auch mittelprächtiger Sex reichen. Aber wie lange hält man das aus?

Das hat Rainer Werner Fassbinder schon ganz früh in seinem Werk beschäftigt. Als 19-Jähriger beschreibt er im Stück Tropfen auf heiße Steine (1965) eine Paarbeziehung, die nach kurzer Glücksphase in den Niederungen des Alltags ankommt und am Ende explodiert. François Ozon hat das Drama 2000 verfilmt.

Das Ich kommt zu kurz

Im Vestibül des Burgtheaters nimmt Regisseur Cornelius Edlefsen Anlauf für ein Kammerspiel, an dessen Beginn die subtil inszenierte Zuneigung zwischen Leopold (Daniel Jesch) und dem viel jüngeren Franz (Christoph Radakovits) steht. Auf einer kleinen Podestbühne (Jenny Schleif) markieren Ginflaschen und ein Plattenspieler einen rasch einkehrenden Alltag, der zunehmend zu Zänkereien führt. Die Rollen sind ungleich, das jeweilige Ich kommt zu kurz, die ökonomische Lage ist volatil. Auftritt der Ex-Freundinnen!

Das Kammerspiel gerät zunehmend außer Form, weil ab der Hälfte Tonlagen verschwimmen, Schlussfolgerungen uneinsichtig bleiben und sich am Horizont ein nicht plausibel gemachtes Ende abzeichnet. Anna (Alina Fritsch als Franz' Ex) und Vera (Stefanie Dvorak als Leopolds Ehemalige) tauchen auf. Erstere heizt mit ihrem naiven Mädchengeplänkel die sadistische Grundstimmung noch weiter an. Und – rums – stehen alle als Opfer ihrer eigenen Wünsche da.

Für diese Pseudotragik aber findet Edlefsen keine Übersetzung. Eher achselzuckend schaut man auf das überstürzte Ende, von dem selbst die Schauspieler überrascht zu sein schienen. (Margarete Affenzeller, 27.11.2018)