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Ein Gefühl für das Eingängige: Sängerin Rita Ora.

Foto: AP / Evan Agostini

Sechs Jahre kein Album zu veröffentlichen kann viele Gründe haben, besonders wenn es um das schwierige zweite geht. Im Hochglanzpopbereich liegt das selten an Schreibblockade, Selbstfindungs- oder Ausrichtungsproblemen. Heerscharen an Songwritern werden abgestellt, falls Kreativität auslässt, Marketingspezialisten finden derweil das künstlerische Selbst.

Die britische Sängerin Rita Ora hatte also andere Probleme: Ein langwieriger Rechtsstreit mit ihrem ehemaligen Label Roc Nation war der Hauptgrund für die Albumpause. Sich aus Verträgen zu klagen dauert, sechs Jahre sind im hart umkämpften Business mit den Charts eine sehr lange Zeit. Da gerieten schon ganze andere Kaliber in Vergessenheit.

Rita Ora

Aber Rita Ora ist resistent. Die 28-jährige Sängerin ist vielleicht nicht der markanteste und auch nicht der interessanteste Popstar der letzten Jahre, aber sie produziert Hits. Während andere sich bemühen herauszustechen, liefert sie eingängigen, optimistischen Pop. Sie sorgt für den Ohrwurm auf der Maturareise, die Hymne in der Dorfdisco, die Musik für die an Musik nicht so Interessierten.

Auch auf Phoenix, dem Zweitling der Britin – oder sollte man schon vom Comebackalbum sprechen? – regiert der "Orawurm". Der Eröffnungstrack Anywhere animiert irgendwo zwischen EDM und Disco zum beherzten Mitklatschen.

Vieles hat man schon gehört

Die bereits vorab veröffentlichten Hits Lonely Together, eine Kollaboration mit dem verstorbenen DJ und Produzenten Avicii, sowie Ed Sheerans Your Song finden sich darauf. Auch For You, das Duett mit Liam Payne, hat man bereits gehört, sollte man sich durch Fifty Shades Freed gepeitscht haben. Im dritten Teil der Shades of Grey-Trilogie ist Ora auch auf der Leinwand zu sehen. Natürlich ist sie auch Schauspielerin.

Rita Ora

Was alle anderen Lieder auf Phoenix betrifft, die man nicht bereits aus dem Fitnesscenter, der Tankstelle oder eben aus dem Kino kannte: Sie kommen einem zumindest bekannt vor. Das ist Oras Kunst: etwas zu schaffen, das sich nach dem ersten Hören bereits einbrennt. Überraschungen oder originelle Ideen braucht es da nicht unbedingt.

Ein gutes Händchen beim Kuratieren aktueller Trends, große Refrains und eine makellose Ausführung funktionieren auch, wenn nicht sogar besser. Deswegen ist Ora auch die Britin mit den meisten Nummer-eins-Singles in den dortigen Single-Charts. Was sie macht, macht sie gut. (Amira Ben Saoud, 28.11.2018)