Bandscheiben aus Plastik zerbröseln, aus Hüftprothesen lösen sich Metallpartikel: Die "Implant Files" des Internationalen Netzwerks investigativer Journalisten (ICIJ) lesen sich wie das Drehbuch zu einem Horrorfilm. Das Fazit der Recherchen: Das System der Qualitätskontrolle ist intransparent und schützt Patienten zu wenig.

Hätten die Prüfstellen genau hingesehen, wären die mangelhaften Produkte nie auf dem Markt gekommen. Bereits die Tierversuche zeigten, dass die Plastikbandscheiben unbrauchbar sind, auch der Metallabrieb der Hüftprothesen war bereits bekannt. Trotzdem erhielten sie eine Zulassung. Das legt den Systemfehler offen, der dem Prinzip "Die Hand, die einen füttert, beißt man nicht" folgt. Profitorientierte Prüfer entscheiden über den Marktzutritt. Bezahlt werden sie von den Herstellern. Diese Praxis mag für die Zulassung von Haushaltsgeräten oder Autos funktionieren, für den Gesundheitsbereich ist sie ungeeignet.

Stellen wir uns vor, Privatunternehmer würden darüber bestimmen, welche Medikamente zugelassen werden. Der Aufschrei wäre groß – zu Recht. Was sich im Arzneimittelsektor bewährt hat, sollte deshalb auch für Prothesen oder Herzschrittmacher gelten. Eine unabhängige Behörde entscheidet darüber, was für Patienten geeignet und was Ramsch ist. Für die meisten Hersteller würde sich nicht viel ändern, ihre Produkte sind ohnehin sicher. Die schwarzen Schafe aber würden nicht mehr so ruhig schlafen. (Günther Brandstetter, 27.11.2018)