Die Fliege Anthomyia pluvialis ist etwa so groß wie die Stubenfliege und zählt zu den Blumenfliegen, die sich von Blütenstaub ernähren. Auffällig ist ihr bläulicher Körper mit großen, schwarzen Flecken.
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Fliegen und Mücken, wissenschaftlich unter dem Namen Diptera (Zweiflügler) zusammengefasst, stellen eine riesige Gruppe der Insekten dar: Rund 160.000 Arten gibt es weltweit, und ständig werden es mehr – nicht zuletzt, weil sich die Wissenschafter bei ihrer Bestimmung nicht mehr nur auf sichtbare Merkmale verlassen müssen, sondern die Tiere auch molekulargenetisch untersuchen können.

Da viele Dipteren auch Krankheitsüberträger sind, ist die genaue Kenntnis ihrer Artzugehörigkeit nicht nur für den Naturschutz relevant, sondern auch von gesundheitlichem und wirtschaftlichem Interesse. Nun bekommen die heimischen Zweiflügler sogar einen Barcode.

Seit 2014 läuft das vom Wissenschaftsministerium geförderte Projekt Austrian Barcode of Life, kurz Abol. Sein Ziel ist es, die genetische Vielfalt aller Tier-, Pflanzen- und Pilzarten Österreichs mittels DNA-Barcodings zu erfassen und die gewonnenen Daten Wissenschaftern kostenlos zur Verfügung zu stellen. Die Initiative wird am Naturhistorischen Museum koordiniert.

Beim DNA-Barcoding werden Abschnitte einzelner Gene von zuverlässig bestimmten Organismen ermittelt und in einer Referenzdatenbank gespeichert. Hat man nun ein Lebewesen, dessen Artzugehörigkeit unklar ist, kann man die entsprechenden DNA-Abschnitte mit denen in der Referenzdatenbank vergleichen und es so bestimmen.

Blutsaugende Insekten

Das Barcoding der Zweiflügler erfolgt unter anderem an der Veterinärmedizinischen Universität (Vetmed) Wien durch Carina Zittra vom Institut für Parasitologie und ihre Kollegen.

Die Dipteren stammen aus zwei Monitoring-Programmen, von denen sich eines der österreichischen Stechmückenfauna allgemein und das zweite der Gnitzengattung Culicoides im Speziellen widmete.

Gnitzen sind nur wenige Millimeter große Insekten, die aber häufig Blutsauger an diversen Wirbeltieren inklusive des Menschen sind. Dabei können sie auch Krankheiten übertragen, wie Vogelmalaria und die Blauzungenkrankheit, ebenfalls eine Tierseuche. Culicoides ist der wichtigste Vertreter der Familie und beinhaltet zahlreiche, äußerlich kaum unterscheidbare Arten.

Die Arbeit ist noch im Gange, aber bis jetzt konnte Zittra rund 30 österreichische Arten der Gattung Culicoides mit Barcode versehen. "Das ist auch deshalb wichtig, weil man oft nicht das ganze Tier für die Bestimmung zur Hand hat, sondern eventuell nur Eier oder Larven oder Gewebereste", führt Zittra aus, "mittels Barcoding kann man aber auch unter diesen Umständen eine genaue Artbestimmung durchführen."

Doch nicht nur Unerfreuliches fand sich in den Fallen, die im Zuge der Stechmückenforschung aufgestellt wurden. Im sogenannten Beifang stießen die Vetmed-Wissenschafter unter anderem auf zwei ebenso harmlose wie hübsche Vertreter der Zweiflügler.

Milka-Fliege

Da ist einmal die zu den Blumenfliegen gehörige Anthomyia pluvialis, die sich von Blütenstaub ernährt und etwa so groß ist wie eine Stubenfliege. Sie besitzt keinen deutschen Namen, erinnert aber aufgrund ihrer großen schwarzen Flecken auf bläulichem Grund an die Milka-Kuh aus der Werbung. Bis 1980 wurde Anthomyia pluvialis für eine einzige Art mit variablem Muster gehalten – dank molekulargenetischer Untersuchungen weiß man mittlerweile, dass sich dahinter ganze fünf Arten mit spezifischer Fleckung verbergen.

Auch ein auffälliger Neuankömmling fand sich unter den gefangenen Insekten: Die zu den Schmuckfliegen gehörende Callopistromyia annulipes heißt mit deutschem Namen Pfauenfliege, weil sie an exponierten Stellen eigenartige Flügelbewegungen vollführt, die dem Radschlagen eines Pfaus ähneln. Warum die Tiere dieses Verhalten an den Tag legen, ist ungeklärt. Auch ihre Ernährung ist ungewiss: Man nimmt an, dass sie von den Ausscheidungen anderer, holzbohrender Insekten leben. Die Art stammt ursprünglich aus Nordamerika und wurde 2007 erstmals in der Schweiz nachgewiesen. Mittlerweile dürfte sie jedoch ganz Europa besiedeln, wie Zittra vermutet. Für Österreich gibt es bisher nur sieben Nachweise.

Beide Arten sind für Zittra "ein gutes Beispiel dafür, dass auch kleine Dinge schön sein können". (Susanne Strnadl, 1.12.2018)