Die Regierung will bis zum kommenden Jahr eine KI-Strategie für Österreich erstellen.

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Vor wenigen Wochen hat Deutschland einen Aktionsplan für die Entwicklung künstlicher Intelligenz (KI) vorgestellt. Nun folgt Österreich diesem Beispiel. Infrastrukturminister Norbert Hofer (FPÖ) und Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) legen am Mittwoch dem Ministerrat den Antrag vor, bis zum dritten Quartal eine Strategie zu entwickeln. Geplant ist, bestimmte Trends frühzeitig zu erkennen und entsprechend eine passende, nationale Regulierung zu planen. Der Arbeitstitel des Vorhabens lautet "Artificial Intelligence Mission Austria 2030" (AIM AT 2030).

Die Regierung in Berlin hat in ihrem Papier vor allem wirtschaftliche Vorhaben im Zusammenhang mit KI skizziert. Die türkis-blaue Regierung will auch ethische und gesellschaftspolitische Probleme behandeln. So sollen mögliche Risiken der neuen Technologie identifiziert werden – etwa der Wandel des Arbeitsmarkts oder die Manipulation der öffentlichen Meinung durch autonome Computerprogramme, sogenannte Bots. Ziel sei ein "verantwortungsbewusster Einsatz" von KI. Einige Empfehlungen, die bei der Erstellung einer konkreten Strategie bedacht werden sollten.

Cybersicherheit

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Ein Gedankenexperiment: KI hat Österreich erobert. Smart Homes sind gang und gäbe, in Krankenhäusern stellen ausschließlich Maschinen Diagnosen, und autonome Autos regieren den Nahverkehr. Nun stelle man sich vor, Hacker würden zu diesen Bereiche Zugriff erlangen. Das dadurch verursachte Chaos wäre desaströs. Bevor solche Systeme Österreichs Lebensrealität beherrschen, muss gewährleistet sein, dass sämtliche Firmen ausreichend in IT-Sicherheit investieren.

Transparenz

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Eine Herausforderung der KI ist das "Blackbox"-Phänomen. Dabei handelt es sich um Systeme, bei denen zwar Input und Output für Anwender klar sind, der genaue Ablauf aber nicht. Eine Antwort gibt es dafür noch nicht, wenngleich Analysetools in Arbeit sind. Wichtig ist, dass auf Open-Source-Lösungen gesetzt wird. Auch sollten Trainingsdaten, die Informationen, mit denen KI-Systeme "ausgebildet" werden, bei Regierungssystemen öffentlich sein. Das wird die Problematik zwar nicht gänzlich lösen, wohl aber eine gemeinsame, nachvollziehbare Basis schaffen.

Ein Ethikrat

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KI braucht ethische Regulierung. Obwohl sie heute noch nicht sehr weit entwickelt ist, gibt es bereits viele Missbrauchsfälle – ein Beispiel sind Bots, die bestimmte Botschaften in den sozialen Medien verbreiten, um den politischen Diskurs zu manipulieren. Somit ist ein Ethikrat mit Weisungsrecht, der, ähnlich wie die Datenschutzbehörde, auch Strafen auferlegen kann, nötig. Dafür braucht es ein Regelwerk. In besonders heiklen Fällen müssten Pläne erst genehmigt werden.

Globale Regeln fordern

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Wie so oft in der IT werden viele Anbieter nicht aus Österreich und vermutlich auch nicht aus Europa stammen. Um also sicherzustellen, dass sich auch US-Unternehmen wie Google oder der chinesische Tencent-Konzern bereits bei der Konzeption ihrer Produkte an bestimmte Spielregeln halten, muss es einige, wenngleich grundlegende, Maßnahmen geben, die international gelten. Ein erster Schritt hierfür ist eine europaweite Regulierung durch die Europäische Union.

Heikles prüfen

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Vorhersagende Polizeiarbeit, selbstagierende Drohnen und Überwachungskameras mit Gesichtserkennung: Das Potenzial für eine missbräuchliche Anwendung von KI ist groß. Daher müssen umstrittene Entscheidun- gen, beispielsweise wenn sie die Exekutive betreffen, zuvor umfassend diskutiert werden. Dabei darf die Öffentlichkeit nicht ausgeschlossen sein. Vor allem sollte aber eine unabhängige Einrichtung – etwa ein Ethikrat – solche Beschlüsse verhindern können.

Amtsgeheimnis abschaffen

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Bevor Österreich beginnt, KI in Regierungsämtern zu nutzen, muss das Amtsgeheimnis abgeschafft werden. Erst auf diese Weise wird ermöglicht, dass potenziell fehlerhafte Systeme erkannt und angepasst werden.

Ein Beispiel ist eine später stillgelegte KI von Amazon, die eigentlich den Bewerbungsprozess im Konzern vereinfachen sollte. Sie hatte – vermutlich aufgrund vorheriger Trainingsdaten – Frauen benachteiligt. Die KI bestärkte somit bestehende Normen.

Viele Anbieter ermöglichen

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Monopole sind aus volkswirtschaftlicher Sicht problematisch, bei künstlicher Intelligenz besteht eine erhöhte Gefahr, dass solche entstehen.

Die Entwicklung von KI-Systemen benötigt nämlich hohe finanzielle Ressourcen, weswegen vor allem kleine Unternehmen nur sehr schwer eine disruptive Innovation schaffen könnten. Eine Möglichkeit, dennoch für mehr Anbieter zu sorgen, wäre zum Beispiel, Open-Source-Lösungen zu fördern. (Muzayen Al-Youssef, 27.11.2018)