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Globalisierungsgegner und andere Demonstranten bringen sich schon Tage vor dem G20-Gipfel in Stellung.

Foto: Reuters/Marcarian

Eigentlich hätte der bevorstehende G20-Gipfel in Buenos Aires ein Triumph werden sollen: 17 Jahre nach dem turbulenten Default seines Landes wollte Argentiniens Präsident Mauricio Macri die Rückkehr auf die internationale Bühne feiern, sich im Lichte der Mächtigen sonnen und seine Wiederwahl im kommenden Jahr vorbereiten.

Stattdessen kämpft der konservative Unternehmer mit einer kränkelnden Wirtschaft, die wieder einmal am Tropf des in der Bevölkerung verhassten Weltwährungsfonds (IWF) hängt, und sieht sich ständigen Protesten einer verarmenden Gesellschaft ausgesetzt. Weil auch US-Präsident Donald Trump erwartet wird – es wäre seine erste Reise nach Lateinamerika seit seiner Wahl -, ist eine enorme Vorhut von Sicherheitsleuten seit Tagen damit befasst, die normalerweise recht chaotische Hauptstadt für den US-Präsidenten sicher zu machen.

Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel hatte indes mit Verspätungen zu kämpfen: Ihr Flug zum G20-Gipfel musste wegen technischer Probleme kurz nach dem Start unterbrochen werden. Wegen des Ausfalls "einiger elektronischer Systeme" landete das Regierungsflugzeug "Konrad Adenauer" am Donnerstagabend auf dem Flughafen Köln-Bonn, wo Merkel und die Delegation in ein anderes Regierungsflugzeug umsteigen sollten. Ein direkter Weiterflug mit einem Ersatz-Airbus war allerdings nicht möglich.

Merkel verbrachte die Nacht in Bonn und soll am Freitag nach Argentinien weiterreisen.

Zum Feiertag erklärt

Der Freitag wurde zum Feiertag erklärt, 22.000 Polizisten sind aufgeboten, dazu kommen bis zu 1000 Bodyguards pro Delegation. Während der Veranstaltung wird der Luftraum über Buenos Aires gesperrt, ebenso wie ein Teil des Rio de la Plata für die Schifffahrt.

Die Furcht vor Ausschreitungen schwebt unausgesprochen über dem Gipfel. Linke Gruppen haben für Freitag Proteste angekündigt und kritisierten, seit Wochen käme es im ganzen Land zu einer Hexenjagd auf Linke und Autonome, die eingesperrt oder sogar exekutiert würden. Das findet in Argentinien durchaus Gehör. Der IWF und spekulative Hedgefonds sind in den Augen vieler für den Default von 2001 verantwortlich und für Macris radikalen Sparkurs, der sich in drastischen Erhöhungen der Energie-, Wasser- und Transportpreise und in Einschnitten bei den Sozial- und Bildungsausgaben niederschlägt.

Linke will Missmut nutzen

Diesen Missmut für sich nützen will vor allem die angeschlagene lateinamerikanische Linke. Auf einem Gegengipfel will sich die linksperonistische Ex-Präsidentin Cristina Kirchner neu positionieren und Gäste wie Brasiliens abgesetzte Staatschefin Dilma Rousseff, den bolivianischen Vizepräsidenten Álvaro García Linera und den spanischen Podemos-Gründer Pablo Iglesias empfangen. Doch ob von der Riege, die unter Verdacht von Korruption und Autoritarismus steht, ein Erneuerungsschub ausgeht, ist nicht ausgemacht.

Eine soziale Zeitbombe lauert in Argentinien aber auf jeden Fall. Die argentinische Delegation hätte daher am liebsten eine versöhnliche Abschlusserklärung, in die auch soziale Aspekte einfließen. Der G20-Gipfel bringe allen etwas, hatte Macri versprochen. (Sandra Weiss aus Puebla, 29.11.2018)