Santiago Abascal will Spanien wieder "grande" machen.

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Sevilla – Die Slogans sind sattsam bekannt, doch das Land ist diesmal ein anderes. Statt "America", "Italia" oder "France" ist es diesmal "España", das "zuerst" kommen soll. Auch "Hacer España grande otra vez" ist Teil des Programms – "Spanien wieder groß machen", die iberische Version des Donald-Trump-Slogans "Make America Great Again".

Obwohl sich also summieren lässt, dass Einfallsreichtum nicht ihre größte Qualität ist: Die Spanische Partei Vox, die Kontakt zu Trump-Stratege Steve Bannon pflegt, darf sich bei der Regionalwahl in Andalusien am kommenden Sonntag auf einen Erfolg einstellen. Erstmals in der jüngeren spanischen Geschichte könnte damit eine rechtspopulistische Partei die Wahlhürde überspringen.

Was für andere europäische Staaten zum demokratischen Normalfall geworden ist, sorgt in dem Land, das erst in den 1970er-Jahren die rechte Francisco-Franco-Diktatur überwunden hat, teils für Erstaunen. Bisher hatten sich die iberischen Politiker auf zweierlei Gegenargumente berufen: zum einen darauf, dass die Geschichtserfahrung mit rechter Diktatur auf der Halbinsel weniger weit in der Vergangenheit liegt; und zum anderen darauf, dass die konservative Volkspartei PP, die von früheren Franco-Gefährten gegründet worden war, das rechte Spektrum ausreichend abdecken würde. Beides, so zeigen die jüngsten Umfragen, könnte sich nun als falsch herausstellen.

Ausritt mit dem Torero

Parteichef Santiago Abascal möchte die am Wochenende stattfindende Regionalwahl in Andalusien, Spaniens bevölkerungsreichster autonomer Gemeinschaft, als Trittbrett für seine 2013 gegründete Bewegung nutzen. Umfragen sagen der Partei dort einen Wähleranteil zwischen zwei und sieben Prozent voraus – nicht gigantisch, aber wohl groß genug, um erstmals in die Legislative einzuziehen.

Absacal, der die christlichen Feldzüge gegen die Mauren ebenso lobt wie die Kolonisierung der beiden amerikanischen Kontinente, hat jedenfalls bereits zur "Reconquista" aufgerufen. Sie soll im einstigen Gebiet der arabischen Herrschaft, eben Andalusien, ihren Anfang nehmen. Ein Werbevideo seiner Partei zeigt ihn im Putin-Stil durch die Ödnis reiten, begleitet wird er vom in Spanien bekannten Stierkämpfer Morante de la Puebla.

Kontakte zu anderen Rechten

Später möchte er auch bei der EU-Wahl reüssieren. Er hat dafür bereits Kontakt zu Italiens Lega, der niederländischen Freiheitspartei von Geert Wilders und zur AfD gesucht. In Reden erwähnt er auch die FPÖ lobend.

Landesweit liegt seine Partei bisher noch unter den andalusischen Umfragewerten. Mehr als fünf Prozent hatte sie bisher in keiner Umfrage. Das liegt auch an ihrer Positionierung: Neben gewohnt rechtspopulistischen Themen wie der Gegnerschaft zu Migration und Migranten, Antifeminismus, Anti-EU-Rhetorik und der Gegnerschaft zu Gesetzen, die häusliche Gewalt bestrafen, setzt sie stark auf den Unmut der Spanier mit separatistischen Bewegungen. Regionalparteien will sie verbieten, die autonomen Parlamente der Basken und Katalanen sollen geschlossen werden.

Konkurrenz am rechten Rand

In dieser Frage gibt es freilich Konkurrenz: Sowohl die PP als auch die bürgerlich-liberalen Ciudadanos, beide im rechten Spektrum zu Hause, haben sich dem Kampf gegen den Separatismus verschrieben.

Auf diese beiden Parteien hat aber umgekehrt auch Vox Einfluss: Sie sind über den Sommer nach rechts gerückt. PP-Chef Pablo Casado hat jüngst überhaupt seine Nähe zu den Vox-Ideen betont. Er teile "viele Ideen und viele Prinzipien" der Partei, teilte er mit, er wolle mit Vox gemeinsam gerne die regierenden Sozialisten ablösen. Ex-Premier José María Aznar, selbst am rechten Rand seiner Partei stehend, sieht es ähnlich: PP, Vox und auch die Ciudadanos seien vor 15 Jahren noch "ein gemeinsames Haus" gewesen, sagte er. Er bedauere, dass es auseinandergefallen sei.

Meinungsforscher halten wegen dieser Konkurrenz das Potenzial der Vox für geringer als in anderen westlichen Staaten. (mesc, 29.11.2018)