Die EZB hat ein Ass im Ärmel im Wettkampf mit anderen Bezahldiensten: Sie kann ihr Zentralbankgeld für schnelle Transaktionen nutzen.

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Frankfurt – Die US-Tech-Giganten Google und Apple rollen gerade ihre Bezahlsysteme in Europa aus. Jetzt bekommen sie unerwartet Konkurrenz: Die Europäische Zentralbank (EZB) startet am Freitag einen Dienst, mit dem Bankkunden rund um die Uhr und das ganze Jahr über in Sekundenschnelle Geld von einem Land ins andere überweisen können.

Mit dem Tips (Target Instant Payment Settlement) genannten Service will die EZB nicht nur alteingesessenen Zahlungsdienstleistern wie Visa oder Mastercard, sondern auch neuen Bezahldiensten aus den USA Konkurrenz machen.

Ersatz für nationale Systeme

Zwar gibt es bereits einige Angebote auf nationaler und europäischer Ebene wie Paylib in Frankreich oder RT1 von der Europäischen Bankenaufsicht (EBA). Diese seien aber meist national begrenzt oder hätten sich nicht durchgesetzt, erklärt der für Tips zuständige EZB-Generaldirektor Marc Bayle de Jesse.

"Der größte Unterschied zu existierenden Zahlungslösungen ist, dass Tips sofort in Zentralbankgeld überweist", sagt Bayle de Jesse. Das beschleunige den grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr enorm, weil es viele Zwischenstationen überflüssig mache. Die Geschäftspartner haben dadurch auch nicht mehr das Risiko, dass die Zahlung nicht gedeckt sein könnte.

Niedrige Gebühr

Acht Banken sollen zum Beginn dabei sein. Prinzipiell können alle Banken und Zahlungsdienste mitmachen, die schon ein Konto bei der EZB haben. Andere Dienste ohne Konto sollen sich über teilnehmende Banken anschließen können. So ist das System auch für Fintechs offen. Die Zentralbank winkt mit sehr niedrigen Gebühren: In den ersten beiden Jahren soll jede Transaktion pauschal nur 0,2 Cent kosten.

Wie viel die Banken ihren Kunden – also Händlern und Endverbrauchern – für den neuen Dienst berechnen, können sie selber festlegen. Bayle de Jesse erwartet, dass dadurch die kosten für das Bezahlen generell deutlich unter das aktuelle Niveau fallen werden. Dieses liegt für Einzelhändler bei Girokarten bei bis zu 0,2 Prozent des Einkaufswerts; bei Kreditkarten sind es bis zu 0,3 Prozent.

Einer EZB-Prognose zufolge könnten in der Eurozone binnen fünf Jahren täglich etwa zehn Millionen Sofortzahlungen geleistet werden, was etwa einem Zehntel der täglichen Transaktionen mit allen Arten von Zahlungskarten entspricht. Und auch wenn Tips zunächst nur als Dienst für die Eurozone startet, wäre es laut EZB kein Problem, auch andere Währungen zu integrieren. (APA, red, 30.11.2018)