Berlin/Ankara – Der türkische Geheimdienst MIT hat seine Aktivitäten in Deutschland laut Medienberichten zuletzt deutlich ausgebaut. Im Fokus stehen dabei türkische Oppositionelle und deutsche Behörden, berichten der "Tagesspiegel" und die "Welt" unter Berufung auf Antworten der deutschen Bundesregierung auf Anfragen der Bundestagsfraktionen von Linken und FDP.

Die "Welt" berichtet auf Grundlage der Antwort auf eine FDP-Anfrage von vier Ermittlungsverfahren der Bundesanwaltschaft wegen des Verdachts der geheimdienstlichen Agententätigkeit für den MIT. In den vergangenen Jahren habe der Generalbundesanwalt 23 Verfahren gegen mutmaßliche Angehörige des türkischen Dienstes geführt, 17 davon im vergangenen oder laufenden Jahr.

Infiltrierung deutscher Dienste befürchtet

Ziel der Spione seien Gruppen der türkischen Opposition wie die verbotene Arbeiterpartei Kurdistans (PKK), die Revolutionäre Volksbefreiungspartei-Front (DHKP-C) und seit dem Putschversuch im Sommer 2016 auch die Bewegung des islamischen Predigers Fethullah Gülen.

Aus der Antwort auf eine Anfrage der Linksfraktion geht laut "Tagesspiegel" außerdem hervor, dass die deutsche Regierung die Infiltrierung deutscher Behörden durch den MIT befürchtet. Das Innenministerium hat demnach Mitarbeiter von Bundeskriminalamt, Bundespolizei, Bundesnachrichtendienst, Verfassungsschutz, Bundesamt für die Sicherheit in der Informationstechnik, Bundesamt für Migration und Flüchtlinge, Zollkriminalamt und Generalbundesanwaltschaft sowie des Militärischen Abschirmdiensts vor Abwerbeversuchen türkischer Agenten gewarnt. 100 Anwerbe- und Abschöpfungsversuche des MIT soll es bundesweit gegeben haben, berichtet die Zeitung unter Berufung auf Sicherheitskreise. (APA, 30.11.2018)