Standard/Julia Gruber
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DER STANDARD

Was mit einer Sammlerobsession anfing, hat sich seit 14 Jahren für Jogi Neufeld zu einem Beruf entwickelt. Der gebürtige Vorarlberger hat seither das Wiener Geschäft Subotron inne, bei dem die Vergangenheit, die Gegenwart und die Zukunft des Mediums Videospiel aufgearbeitet wird. Bereits als junger Bursche wurde bei Neufeld die Leidenschaft für Games geweckt. An einem schulfreien Tag zeigte ihm ein Freund das Spiel Pong. Seitdem setzt sich Neufeld mit Videospielen auseinander.

Der Wahlwiener ist hinsichtlich der Geschichte des Mediums ein wandelndes Lexikon. Fragt man Neufeld etwa zu einem älteren Spielgerät oder einem Game selbst, packt er Wissen aus, das man sonst nirgends im Netz findet. So weiß er beispielsweise auch, dass man einen widerspenstigen Pong-Controller einfach mit etwas Kontaktspray besänftigt. Dann steuert sich das fast 50 Jahre alte Spielgerät wie am ersten Tag.

Umsatzeinbruch wegen Media Markt und Saturn

Sein umfassendes Wissen zum Medium Videospiele und der guten Vernetzung in der heimischen Branche hat Neufeld auch davor bewahrt, dass das Subotron fast vor seinem Ende stand. 2017 fingen die größeren Elektronikmärkte an, sich vermehrt dem Thema Retrogaming zu widmen und auch Merchandise rund um das Medium anzubieten. Dies führte dazu, dass innerhalb eines Jahres der Umsatz des kleinen Geschäfts im Museumsquartier um rund 70 Prozent einbrach.

Dass Nintendo und Sony selber angefangen haben, ihre alten Spielgeräte in Miniaturform neu herauszubringen, dürfte auch nicht wirklich einen positiven Effekt auf die Verkaufszahlen gehabt haben. Der Handel mit Retrokonsolen und älteren Spielen hat sich auch zunehmend ins Netz verlagert. Dort würden laut Neufeld aber auch teilweise Wucherpreise verlangt, die der passionierte Sammler nicht ganz nachvollziehen kann.

Gewisse Perlen gibt es dann aber doch noch

Während der Markt mit Neuauflagen jahrzehntealter Spielgeräte überschüttet werden, gibt es laut dem in der Schweiz aufgewachsenen Experten aber durchaus noch einige Retrogaming-Perlen, die tatsächlich viel Geld wert sind. Für guterhaltene Exemplare von Nintendos gefloppter Konsole Virtual Boy kann man schon einmal mehrere hunderte Euros einstreichen. Neufelds wertvollste Stücke sind ein Original Magnavox Odyssey von 1972 und einer der ersten Pac-Man-Automaten von 1979, damals noch Puckman genannt. Die Geräte sind immer noch funktional, und sogar die Originalverpackung der ersten Konsole hat Neufeld noch.

Seit den Anfängen des Wiener Subotron haben sich nicht nur Videospiele, sondern auch die Industrie rundherum drastisch verändert. Neufeld spielt am liebsten Indie-Games, seine Kinder begeistern sich vorrangig für AAA-Spiele. Dem Wahlwiener ist es auch ein Anliegen, dass die heimische Branche vermehrt im Rampenlicht steht. Deswegen veranstaltet er seit 2005 Vorträge zu Theorie und Praxis von Games und seit 2017 die Play Austria – eine Messe, bei der Österreich zeigt, was das Land alles in puncto Games hergibt.

Eine lebenslange Leidenschaft

Die Veranstaltung soll regelmäßig stattfinden, hierfür ist Neufeld auch auf der Suche nach Sponsoren. Wer abseits des Events mehr zur heimischen Videospielebranche erfahren will, kann dazu ansonsten auch im Subotron vorbeischauen. Dort finden regelmäßige Treffen statt, wo neue österreichische Games präsentiert werden und sich die Industrie untereinander vernetzt.

Neufeld unterrichtet mittlerweile auch auf Unis zum Thema Videospiele. Seine Expertise hat ihm trotz der massiven Umsatzeinbuße seines Geschäfts dazu verholfen, dass er sich weiterhin mit Videospielen auseinandersetzen kann. Trotz des massiven Wandels der Branche und des Mediums hat der Enthusiasmus des Mannes für Games kein Ende erfahren. Auf die Frage, wie lange es das Subotron noch geben soll, hat Neufeld nur eine Antwort: "Bis meine Kinder die Nachfolge verweigern". (Daniel Koller, 02.12.2018)