Nach sechs Monaten ist es an der Zeit, eine erste Bilanz der EU-weit gültigen Datenschutzgrundverordnung (DSGVO) zu ziehen. Sie fällt auf den ersten Blick trist aus: In Österreich gab es bislang nur vier Strafen. Gleichzeitig konnten europaweit die großen US-Konzerne an Marktanteilen gewinnen, während europäische Rivalen das Nachsehen hatten.

Das alles ist durchaus erwartet worden: Globale Unternehmen haben die nötigen Ressourcen, um rasch und umfassend die vorgegebenen Regeln zu implementieren. Die 500 größten weltweit tätigen Firmen sollen dafür mehrere Milliarden Dollar ausgegeben haben. Auch die geringe Zahl an Strafen ist keine Überraschung: Der österreichische Gesetzgeber hatte die nationale Umsetzung nach heftigem Lobbying der Wirtschaft deutlich verwässert.

Trotz dieser Kritikpunkte ist die DSGVO ein Erfolg. Man kann die einzelnen Auswirkungen bekritteln, aber im Prinzip war das neue Datenschutzregime alternativlos. Die Skandale und Datenpannen der vergangenen Monate – sei es bei Facebook, sei es bei Amazon – haben gezeigt, dass scharfe, fixe Regeln unabdingbar sind. Auch wenn Start-ups und mittelständische Firmen vorerst leiden, haben sie langfristig einen großen Vorteil. Sie werden zukunftsfit gemacht, da Kunden immer mehr nach Lösungen mit hohem Datenschutzstandard verlangen. Trotz erster Rückschläge wird die Datenschutzgrundverordnung eine europäische Erfolgsgeschichte. (Fabian Schmid, 30.11.2018)