Naser Oric vor dem Gerichtsgebäude.

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Kriegsverbrechen/Kriminalität und Justiz/Prozess/Bosnien-Herzegowina – Naser Oric war Ermordung von drei serbischen Kriegsgefangenen angelastet worden

Sarajevo – Der frühere Kommandant der bosnischen Muslime in Srebrenica, Naser Oric, wurde am heutigen Freitag in einem wiederholten Prozess der Kriegsverbrechenvorwürfe freigesprochen. Ihm und einer weiteren Person, die ebenfalls freigesprochen wurde, war die Ermordung von drei serbischen Kriegsgefangenen nahe der ostbosnischen Stadt im Jahr 1992 angelastet worden.

In einem ersten Gerichtsprozess war Oric im Oktober 2017 freigesprochen worden. Ein Berufungsgericht hatte den Freispruch im Juni aufgehoben und einen neuen Prozess gegen den 51-Jährigen angeordnet, der seit Anfang September lief.

Vor Gericht in Sarajevo haben sich am Freitagvormittag zahlreiche Anhänger des einstigen Kriegskommandanten von Srebrenica versammelt, um Oric ihre Unterstützung zu bekunden.

Oric, ehemaliger Leibwächter des früheren serbischen Präsidenten Slobodan Milosevic, gilt vielen Bosniaken (Muslimen) als Kriegsheld. Während des Bosnienkriegs organisierte er die Verteidigung der Stadt Srebrenica, in der später serbische Einheiten rund 8.000 muslimische Männer und Buben töteten. Das Massaker vom Juli 1995 gilt als das schlimmste Kriegsverbrechen in Europa seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs und wurde als Völkermord eingestuft.

Oric war 2006 vom Internationalen Kriegsverbrechertribunal für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag zu zwei Jahren Haft verurteilt worden. In einem Berufungsverfahren wurde er aber freigesprochen. 2015 war er in der Schweiz aufgrund eines serbischen Haftbefehls vorübergehend festgenommen worden, kam später allerdings frei. (APA, 30.11.2018)