Wer lacht zuletzt? Friedrich Merz (li.) scheint sich gute Chancen auszurechnen, muss aber erst an Annegret Kramp-Karrenbauer vorbei. Jens Spahn ist wohl aus dem Rennen.

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Das war's erstmal. Am Freitag stand in Berlin die letzte der acht CDU-Regionalkonferenzen auf dem Programm. Auch hier hatte man die ursprünglich vorgesehene Halle gegen eine größere tauschen müssen. So viele Mitglieder hatten sich angemeldet, um CDU-Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer, Gesundheitsminister Jens Spahn und Ex-Fraktionschef Friedrich Merz anzuhören. Nächsten Freitag in Hamburg fällt die Entscheidung, und eine(r) folgt Angela Merkel als CDU-Chef(in) nach.

Man kann davon ausgehen, dass es nicht Spahn wird. Er ist in allen Umfragen weit abgeschlagen. Zwar galt der 38-Jährige lange als Darling der Konservativen. Doch Spahn, wie fast alle anderen in der CDU auch, war von der Kandidatur des Friedrich Merz völlig überrascht worden. Als der 63-jährige Merz ins Spiel kam, begann Spahns Stern rapide zu sinken. Eigentlich sei er zu jung, hörte man oft. Und polarisiere zu stark.

AKK baut Vorsprung aus

Es bleiben also "AKK", Merz – und die 100.000-Euro-Frage: Wer wird es? Laut am Freitag veröffentlichtem ARD-Deutschlandtrend konnte die ehemalige Saarland-Ministerpräsidentin ihren Vorsprung auf den letzten Metern ausbauen: 39 Prozent der Bürger bevorzugen sie als neue CDU-Chefin, bei den CDU-Anhängern sind es 48 Prozent. Für Merz sind 35 Prozent der Bürger und 26 Prozent der CDU-Wähler. Spahn kommt nur auf magere Werte von zwei beziehungsweise neun Prozent.

Unklar ist allerdings, inwieweit man diese Zahlen auf den Parteitag umlegen kann, Umfragen unter den Delegierten gibt es nicht. "Die Situation ist ja völlig neu für uns", sagt auch einer aus der CDU-Zentrale.

Auf jeden Fall werden zum Parteitag 1.001 Delegierte kommen, tausend aus Deutschland, einer aus Brüssel. Es gibt bisher nur einen Landesvorstand, der eine Empfehlung ausgesprochen hat, nämlich jener des Saarlandes. Man ist dort – geschlossen und wenig überraschend – für Kramp-Karrenbauer. Allerdings ist die Zahl der saarländischen Delegierten mit 34 recht überschaubar.

Mächtiges NRW

Der mächtigste Landesverband ist jener in Nordrhein-Westfalen, wo Spahn und Merz ihre Heimat haben. Von dort fahren 296 Emissäre zum Parteitag, das sind weit mehr als die Ostverbände inklusive Berlin aufbringen. Diese kommen gemeinsam auf 133. Merz hat in "seinem" Land natürlich einen guten Stand, dieses aber nicht automatisch in der Tasche.

Rund 70 Prozent aller Delegierten nämlich sind Mandatsträger, sitzen also im Bundestag, in Land- oder Kreistagen. "Viele von ihnen leitet bei ihrer Entscheidung vor allem eine Überlegung. Sie wählen den- oder diejenige, die Stabilität und somit auch den eigenen Job garantiert", heißt es in der CDU-Zentrale.

Merz sorgte für Aufreger

Das könnte ein Vorteil für AKK sein. Bei Merz, der mit Merkel seit Jahren über Kreuz liegt, ist das Risiko für heftige Windböen größer. Er hat im kurzen Wahlkampf für die größten Aufreger gesorgt: mit seiner Einschätzung, er gehöre mit einem Jahresverdienst von einer Million Euro in Deutschland bloß der Mittelschicht an, mit seinem Vorstoß das Grundrecht auf Asyl abzuschaffen, mit seinem Vorwurf, die CDU habe nicht genug gegen den Aufstieg der AfD getan und die Deutschen mit dem Flüchtlingsthema alleingelassen.

Letzterem widerspricht sogar Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU): "Es gibt doch kein Thema, das so intensiv diskutiert wurde wie dieses." Und dennoch wird folgendes Szenario auch für möglich gehalten. In die Stichwahl kommen in Hamburg Merz und Kramp-Karrenbauer. Die Spahn-Fans schlagen sich auf die Seite von Merz – und er siegt. (Birgit Baumann aus Berlin, 30.11.2018)