Franziska Honsowitz-Friessnigg ist die erste Frau an der Spitze der diplomatischen Vertretung Österreichs im Vatikan.

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Karrierewege im Vatikan stehen seit Jahrhunderten praktisch nur Männern offen. Und dennoch: Allgemein liegt der Frauenanteil in der Berufswelt des Kirchenstaats heute bei 20, bei Radio Vatikan sogar bei 50 Prozent, erklärt Botschafterin Franziska Honsowitz-Friessnigg. Sie ist seit wenigen Tagen die erste Frau an der Spitze der diplomatischen Vertretung Österreichs im Vatikan.

Doch auch wenn sich Papst Franziskus vergleichsweise modern zeigt und im Kirchenstaat auch zahlreiche Restauratorinnen, Kunsthistorikerinnen, Journalistinnen und leitende Verwaltungsexpertinnen arbeiten – es bleibt ein exklusiver Klub, dem Honsowitz-Friessnigg angehört, zumal im diplomatischen Zirkel: Nur eine Handvoll Frauen vertreten im Vatikanstaat ihr Land auf oberster diplomatischer Ebene.

Einarbeitungszeit wird der 56-jährigen Berufsdiplomatin kaum zugestanden: Schon am 12. Dezember wird sie aus Anlass des 200-jährigen Jubiläums des weltberühmten österreichischen Weihnachtsliedes "Stille Nacht, heilige Nacht" eine hochrangige Delegation von Parlamentariern aus allen Fraktionen im Vatikan empfangen und sie zu einer päpstlichen Generalaudienz begleiten.

Auch San Marino inkludiert

Zusätzlich zu ihrer vatikanischen Agenda übernahm die Absolventin der Rechtswissenschaften an der Universität Graz am Freitag offiziell auch die Vertretung Österreichs für San Marino. Mit rund 33.000 Einwohnern ist der in der Nähe des Badeortes Rimini gelegene Zwergstaat zwar nur so groß wie Feldkirch in Vorarlberg, für Österreich aber wegen dessen Start-up-Szene durchaus von Interesse.

Am Dienstag schließlich wird die gebürtige Steirerin – verheiratet, zwei Kinder – beim Souveränen Malteser-Ritterorden ihr Beglaubigungsschreiben übergeben und somit auch dort als österreichische Botschafterin fungieren.

Ihren ersten Posten als Botschafterin hatte Honsowitz-Friessnigg von 2014 bis 2018 in Algerien inne – Jahre, die sie mit einiger Untertreibung als "sehr interessante Zeit" und als "sehr spannende Tätigkeit im Dienste Österreichs" beschreibt, liegt doch das nordafrikanische Land inmitten einer politisch dauerhaft brisanten Region. Zuvor hatte sie fünf Jahre lang das Referat für Lateinamerika und die Karibik im Außenministerium in Wien geleitet. Bisherige Auslandsstationen der Diplomatin waren außerdem auch schon Bonn und New York. (Gianluca Wallisch, 30.11.2018)