Gewachsen und glattgespült: Die B-Klasse verzichtet neuerdings ganz auf Sicken, Kanten und Falze und macht auf ästhetisch wertvoll. Es stehen gleich drei Fahrwerksversionen zur Auswahl, inklusive einem adaptiven. Und innen gibt es eine multiple Komfortsteuerung wie in der S-Klasse.

Foto: Daimler
Grafik: der Standard

Innen lässt sich die B-Klasse vielfältig illuminieren, das vorbildlich intuitive Bedienkonzept teilt sie sich mit der A-Klasse.

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In der Rückansicht wird die Breite des Fahrzeugs betont, das soll das etwas pummelige Erscheinungsbild kaschieren – tut es auch.

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A für die Jungen, B für die Alten. Ganz grob gesagt. Eine kluge Strategie, die Mercedes sich für die Vorgängergeneration der Frontantriebs-Baureihe einfallen hat lassen. Sie musste nur erst aufgehen. Dass sie es ist, freut den Hersteller, besonders freut ihn der Umstand, wie sehr die A-Klasse zur Verjugendlichung der Marke beigetragen hat – 20 Jahre jünger als sonst war die Klientel im Schnitt. Auf die vergleichsweise konservativ gestylte, Van-artige, praktische B-Klasse indes, diesen stillen Bestseller, sprach eine nicht ganz so junge Kundschaft an, die sich mit ihr auch jugendlicher fühlen durfte.

Gelungener Wurf

Die neue B-Klasse, trommelt die Mercedes-Propaganda, mache in diesem Kapitel einen radikalen Sprung, von sportlich und dynamisch ist die Rede, man kennt die Marketing-Floskeln ja seit Jahr und Tag, sie gleichen einander, seit es den weltweiten Jugendkult gibt, je älter wir werden, desto jünger werden wir in Wahrheit, oder so. Reduziert man das auf die Realität, lässt sich festhalten: Mollig ist schön. Die B-Klasse ist ein ästhetisch rundum gelungener Wurf, und innen feiert die ultramoderne Cockpitgestaltung, wie wir sie aus der A-Klasse kennen, fröhliche Urständ. Nur eben etwas weniger progressiv gestaltet.

In Summe, meint Mercedes, werde man so die bisherige Kundschaft bei guter Laune halten und zudem auch noch jüngere zum Auto locken – Kleinfamilien etwa, die den Verlockungen des Multitalents erlegen würden.

Größer und kleiner

Mit 4,42 m Länge toppt die B-Klasse den Vorgänger um 26 mm, beim Radstand sind es mit 2,73 m 30 mm mehr. Daraus ergibt sich allerdings ein, Überraschung, leicht verringerter Kofferraum (455 bis 1540 statt 488 bis 1547 l), dafür aber deutlich mehr Platz für die speziell hinteren Insassen. Wobei die von der erwähnten Klientel goutierte höhere Sitzposition beibehalten wurde. Der höhenverstellbare Ladeboden ist jetzt serienmäßig, gegen Aufpreis gibt es eine um 14 cm verschiebbare Rückbank. Da werden aus 455 dann maximal 705 Liter.

Motorisch ist erstens alles auf EU 6d-temp getrimmt und gibt es zweitens zum Start drei Diesel und zwei Ottos, besonders stolz ist Mercedes auf die beiden "großen" Diesel, ein hier der Frontantriebsplattform wegen quer eingebautes Zweiliteraggregat mit 150 und 190 PS. Getriebeseitig ergänzt ein achtgängiges das bisherige siebenstufige Doppelkupplungsgetriebe.

Wellness-Oase

Die B-Klasse fährt sich sauber, ausgewogen, komfortabel (Mercedes spricht gar von einer rollenden Wellness-Oase), man fühlt sich jederzeit gut aufgehoben und technisch auf Höhe der Zeit. Muss auch so sein. Denn mit dem 2er Active Tourer hat BMW 2014 dem bis dahin konkurrenzlosen Typ einen kampfstarken Gegner hingeknallt – und mit der Langversion Gran Tourer sogar variantenmäßig getoppt. Dass aus den bisher 1,5 Millionen (seit 2005) verkauften B-Klassen rasch deren zwei werden, ist dennoch keine allzu gewagte Prognose. Weil: feines Auto. (Andreas Stockinger, 30.11.2018)