Die Honda Forza wird in Italien nur für den europäischen Markt gebaut, fährt sich komfortabel und ist sehr agil. Die Forza hat bereist LED-Lichttechnik verbaut und hat ein verstallbares Windschild.

Foto: Honda

Die Forza hat ein Start-Stopp-System: Nach drei Sekunden Stillstand stellt sich der Motor ab und springt beim Dreh am Gasgriff sofort wieder an.

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Die Anzeigen der Forza sind mehr als nur vollständig. Der große Drehknopf am Lenker ist das moderne Zündschloss, bei dem man den Schlüssel einfach in der Hosentasche lassen kann.

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Unter die Sitzbank der Forza passen zwei Integralhelme.

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Da tut er mir fast leid, der Typ, neben mir, an der Ampel. Wir stehen Kopf an Kopf in der ersten Reihe an der Ampel. Er auf einem Roller aus Italien, der noch nicht einmal so alt zu sein scheint, aber bereits rattig ausschaut, schon rostig ist, und vor allem laut. Durch den offenen Sportauspuff atmet ein 250 Kubikzentimeter großer Einzylinder. Er wirkt mit seinem grellen Crosshelm und der speckigen Lederjacke ein wenig wie aus der Zeit gefallen. Denn die Forza daneben, die übrigens auch in Italien gebaut wird, gibt keinen Ton von sich. Stopp-Start-Automatik. Wie auch das Auto auf der Spur neben uns.

Die Automobilisierung des Zweirades

Honda ist ja Meister in der Integration von Techniken aus dem Auto ins Motorrad. Manchmal geht das auf den ersten Blick ein wenig daneben, denken wir nur an das Doppelkupplungsgetriebe, das Honda vor ein paar Jahren erstmals in Motorräder einbaute – dabei dauert es manchmal nur ein paar Momente bis man die Technik verstanden hat. Und da meine ich nicht nur die Kunden, sondern durchaus Honda selbst auch, denn so fein wie die aktuellen Doppelkupplungsgetriebe arbeiten, waren die ersten Ableger bei Weitem nicht. Den Airbag, den Honda in die Gold Wing brachte, kupferte die Konkurrenz auch noch nicht ab. Aber was noch nicht ist, kann ja noch werden. Die Stopp-Start-Automatik würde auch anderen Rollern gut stehen. Vor allem den Lauten.

Das System funktioniert übrigens tadellos. Beim geringsten Anzeichen wieder losfahren zu wollen springt der Motor an und bis man den Gashebel auf Anschlag gedreht hat, schießt die Kupplung schon lange und man düst los. Die Düserei geht übrigens dergestalt gut, dass die laute 250er die meiste Zeit gleichauf war, bis wir auf die nächste Kolonne aufschlossen gerade einen Meter gut machte. Dort fehlte ihm dann die Schneid zwischen den Autos durchzustechen und an der nächsten Ampel war dann endlich eine Ruh.

Handling und Komfort

Nicht nur was den Motor angeht, ist die Forza sehr gelungen, sondern vor allem was das Handling betrifft. Aber gut, dass ist jetzt keine große Überraschung. Die Japaner haben die Italiener bei den Rollern im Fahrkapitel schon immer schlecht aussehen lassen. Dabei sind die Roller von Yamaha vor allem sportlich ausgelegt, die Hondas sind die Allrounder. Bei der Forza kommen keine unguten Stöße durch, gleichzeitig spürt man genau was die Reifen machen und schon allein das klare Feedback macht einen flotter, ohne dass man sich wie ein Sportler abhetzt.

Und nicht einmal was die echten Rollertugenden wie Stauraum und Schutz vor Straßenschmutz oder Wasser steht der Forza anderen Rollern nach. Wer seinen Helm gern unter der Sitzbank verstaut – weil er Topcases als die Jogginghose der Zweiräder empfindet und es mit Karl Lagerfeld hält, der meinte, wer sie trägt, habe die Kontrolle über sein Leben verloren – möge seinen Lieblingshelm vor dem Kauf einmal proberverstauen. Obwohl Vollvisier am 125er ist eh nicht so der große Trend, und zwei offene Helme gehen gut rein. Da ist dann sogar noch Platz für einen besseren Einkauf.

Bleibt natürlich die Frage nach dem Preis. Fernost-Ware bekommt man deutlich günstiger. Doch gerade wer viel und oft fährt, den Scooter mag, um regelmäßig flott in die Arbeit zu kommen, hat halt bei Honda den Vorteil von Zuverlässigkeit. Der fliegt dir nicht nach zwei Jahren auseinander und springt auch noch an, wenn die Temperatur draußen auf unter 20 Grad gesunken ist. Sich den Nervenkitzel ob der Roller in der Früh eh fährt zu ersparen hat halt seinen Preis. Ab 5.090 Euro bekommt man den Honda Forza jetzt zum Angebotspreis. Aber gut, das ist immer noch deutlich günstiger als die 250er mit Auspuff-Umbau, die erst den großen Zampano markiert, dann aber bei jedem Ampelstart Federn lassen muss. Und jede Wette, dass die Forza auch noch sparsamer ist. (Guido Gluschitsch, 1.12.2018)