Der Problemlandesrat Waldhäusl konnte sein Kinder-Boot-Camp zwar nur ein paar Tage halten, aber insgeheim werden wohl viele Menschen durchaus der Meinung sein, dass man junge männliche Flüchtlinge am besten hinter Stacheldraht in Lagern "konzentriert hält" (Herbert Kickl). Denn über Jahre schon wird jede kleine, jede größere tatsächliche – oder auch erfundene – Straftat von jungen Flüchtlingen breit ausgewalzt.

Taten Einzelner werden als Pathologie einer ganzen Gruppe – etwa der Afghanen – präsentiert, und der hassmediale Komplex trommelt ohne Unterlass. Der Afghane erscheint als wild, wie ein gefährliches Tier, dem man allenfalls in sicherer Käfighaltung trauen kann. Klischee-Karikatur: testosterongetrieben, ungehemmt, das Messer schnell bei der Hand. Das bleibt nicht ohne Folgen. Selbst die gutmenschlichsten Gutmenschen sind angesichts dieser Gehirnwäsche, der wir alle ausgesetzt sind, bereit, auf Teenagergruppen jene Blicke zu werfen, die man üblicherweise Verdächtigen zuwirft. Hand aufs Herz: Wir merken gar nicht, dass eigentlich wir die Verdächtigen sind, die, auf die der Verdacht fallen sollte. Der Verdacht nämlich: dass diese Blicke, die wir werfen, die böse Tat sind. (Robert Misik, 2.12.2018)