Zweig-Platz und Staatsbrücke liegen im Herzen der Stadt Salzburg.

Der Cornelius-Reitsamer-Platz wird bald Stefan-Zweig-Platz heißen. Im Hintergrund der Torbogen mit dem Aufgang zum Kapuzinerberg.

foto: thomas neuhold

Hier könnte schon bald "Doppler-Brücke" am Verkehrsschild stehen.

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Salzburg – Es hat ein paar Jahre gedauert, aber nun ist es doch so weit: Die Stadt Salzburg ehrt den Dichter Stefan Zweig mit einem eigenen Platz. Der in Wien geborene Zweig lebte von 1919 bis Anfang 1934 am Salzburger Kapuzinerberg, ehe er unter dem Eindruck austrofaschistischer Repression emigrierte. An seine Salzburger Zeit erinnert der Zweig-Weg am Kapuzinerberg und die Pädagogische Hochschule in Salzburg, die ebenfalls seinen Namen trägt.

Der vom Kulturausschuss des Gemeinderates vergangene Woche beschlossene Stefan-Zweig-Platz wird der bisherige Cornelius-Reitsamer-Platz in der rechten Altstadt: "Für eine Umbenennung des Platzes in Stefan-Zweig-Platz spricht die Lage des Platzes am Beginn des Stefan-Zweig-Wegs. Der Name des Weges steht in unmittelbarem topografischen Zusammenhang mit dem Namensgeber, da dieser direkt am ehemaligen Wohn- und Wirkungsort des Dichters vorbeiführt", heißt es im Amtsbericht.

An Cornelius Reitsamer – ein verdienter Salzburger Feuerwehrkommandant – wird in Hinkunft einige Meter weiter im "Bruderhof", dem ehemaligen Feuerwehrhauptquartier der Stadt Salzburg, erinnert werden.

"Chance vertan"

Die Initiative zur Umbenennung ging 2012 vom Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde, Marko Feingold, und vom Direktor des Zweig Centres, Klemens Renoldner, aus. Ursprünglich dachte man dabei an die Staatsbrücke.

Darauf bezieht sich auch der Dachverband Salzburger Kulturstätten: "Ich bedaure es, dass nicht die Staatsbrücke, einer der frequentiertesten Orte in Salzburg, nach dem Schriftsteller und Humanisten Zweig benannt wird, dessen herausragendste Fähigkeit es war, Brücken zu schlagen. Eine vergebene Chance, den Bewohner und Kritiker Salzburgs zu würdigen", sagt der Geschäftsführer des Dachverbands, Thomas Randisek.

Radarsystem und Konfekt

Dass Zweig bei der zentralen Salzburger Innenstadtbrücke nicht zum Zug gekommen ist, dürfte freilich nicht nur an seiner kritischen Haltung zur Stadt Salzburg liegen. Seit einigen Jahren nämlich werden im Magistrat, wie auch von engagierten Einzelpersonen, Pläne gewälzt, die Staatsbrücke nach dem Physiker Christian Doppler zu benennen.

Der 1803 geborene Doppler gilt historisch neben Wolfgang Amadeus Mozart als der bedeutendsten Salzburger. Der von ihm entdeckte "Doppler-Effekt" bildet die Basis moderner Radartechnologie. Ohne ihn gebe es beispielsweise keinen modernen Flugverkehr. Aber auch im Bereich der Ultraschalluntersuchungen ist der Effekt von zentraler Bedeutung.

Angesichts der Bedeutung des Physikers nimmt sich die Erinnerung in Salzburg an ihn eher bescheiden aus. Die ehemalige Landesnervenklinik und ein Gymnasium tragen seinen Namen. Im Stadtteil Lehen findet sich eine kaum 200 Meter lange nach ihm benannte Seitengasse. Am bekanntesten ist das "Doppler-Konfekt" aus der Manufaktur der Mozartkugel-Konditorei Fürst.

Geringe Kosten

Was aus Sicht der Stadtverwaltung jedenfalls noch für eine Umbenennung der Staatsbrücke spricht: Da es keine Anrainer gibt, wäre die Sache zwar prestigeträchtig, aber so gut wie kostenlos – ein paar Schilder austauschen, ein paar Stadtpläne ändern, das wäre dann alles. (Thomas Neuhold, 3.12.2018)