Bild nicht mehr verfügbar.

Eine Reihe von aktuellen und ehemaligen Mitarbeitern berichtet von rassistischen Vorfällen in Teslas Werk in Fremont.

Foto: Reuters

Der Elektroauto-Hersteller Tesla sieht sich mit schweren Anschuldigungen konfrontiert. Die "New York Times" hat sich in einer Reportage mit den Arbeitsbedingungen am Produktionsstandort im kalifornischen Fremont angesehen.

In Gesprächen mit mehr als zwei Dutzend ehemaligen und aktuellen Mitarbeitern afroamerikanischer Herkunft ergibt sich nicht gerade ein vorteilhaftes Bild des Fabriksalltags. Berichtet wird von alltäglichem Rassismus in vielerlei Ausprägungen.

Hakenkreuze in den Toiletten

"Komm her, Nigger", sei eine gängige Ansprache gegenüber ihm gewesen, schildert etwa Owen Diaz. Dazu fand er auf einem Karton eine rassistische Zeichnung – eine Figur mit übertrieben großem Mund, großen Augen und einem Knochen in einem Haarballen am Kopf. Gemalt hatte sie sein Schichtleiter, der das Werk als Scherz abtat. Diaz, der zuvor auch schon Hakenkreuze an den Wänden der Toilettenräume gesehen hatte, schickte eine Beschwerde an einen Manager, eine Reaktion blieb aus. Nach elf Monaten als Subunternehmer kündigte er schließlich im Mai 2016.

Andere Mitarbeiter berichten von rassistischen Beschimpfungen und verwehrten Aufstiegschancen. Eine ehemalige Angestellte wirft dem Unternehmen vor, dass sie und andere schwarze Mitarbeiter in den Wochen vor der Inbetriebnahme ihrer Produktion auf Knien den Boden wischen mussten, während Mitarbeiter anderer Hautfarbe Autokomponenten sortierten. Von einem einstigen Techniker heißt es, er sei mit fadenscheinigen Begründungen entlassen worden, nachdem er auf Facebook über Diskriminierung an seinem Arbeitsplatz geschrieben hatte.

Darstellungen, die Verantwortliche bei Tesla nicht nachvollziehen können oder zurückweisen. Den jeweiligen Mitarbeitern wurde das Fernbleiben vom Arbeitsplatz und die Missachtung von Sicherheitsvorschriften zur Last gelegt, was diese allerdings bestreiten. Das Unternehmen selbst erklärt weiters, bei Karrierechancen keine Unterschiede bezüglich der Hautfarbe zu machen. "Wenn du einen guten Job machst, dann kommst du hier auch weiter", so Diversity-Chefin Felicia Mayo, die selbst Afro-Amerikanerin ist.

Vergleichsangebot an Mitarbeiter

Neben diesen Schilderungen gibt es aber auch Berichte, die durch Nachrichten, Fotos und Videos belegt sind. Etwa jene des Elektrikers DeWitt Lambert, der als Assistent in der Fertigung vor allem Sicherheitsgurte in Autos einbaute. Mitarbeiter machten sich über seinen "Südstaaten"-Akzent lustig. Als er mit Kopfhörern konterte, wurden daraus regelmäßige rassistische Beschimpfungen.

Er schickte dutzende SMS, Mals, Fotos und Videos an die Personalabteilung. In einem Clip droht ein Mitarbeiter, der ihm zuvor das Handy weggenommen hatte, damit ihn "aufzuschneiden, damit jeder ein Stück von dir Nigger haben kann". Mithilfe eines Anwalts legte er eine Beschwerde bei der kalifornischen Gleichbehandlungskommission ein. Tesla bot eine Entschädigung von 100.000 Dollar unter der Bedingung, dass der Fall beigelegt werde, ehe er an die Medien kommt. CEO Elon Musk selbst täte es leid, dass nicht schon früher etwas unternommen worden war.

Lambert lehnte das Angebot ab und zog vor ein ordentliches Gericht, zumal in einem Prozess deutlich höhere Schadenersatzforderungen erzielbar sind. Labert wurde beurlaubt. Auf Betreiben von Tesla wurde die Angelegenheit einer Schlichtungsstelle übertragen, ehe das Unternehmen den streitbaren Mitarbeiter entließ, weil man "Verhalten, das mit Teslas Werten nicht vereinbar sei" entdeckt habe. In einem Voraburteil hieß es aus der Schlichtungsstelle, dass der Fall eine umfassendere Betrachtung verdient.

Nicht in jeder Abteilung gleich

Berichtet wird allerdings auch von afro-amerikanischen Mitarbeitern, die keine Erlebnisse dieser Art schildern. Ein Gabelstapler-Fahrer und eine Produktionsmanagerin berichten von einem freundlichen Umfeld, in dem keine rassistischen Beleidigungen toleriert würden.

Angesichts der Größe der Fabrik ist die Beobachtung in einem Bereich aber freilich nicht gültig für alle Abteilungen. In Fremont arbeiten insgesamt über 15.000 Angestellte und Subunternehmer für Tesla. (red, 03.12.2018)