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Marcel Hirscher (links) musste Stefan Luitz (Mitte) den Vortritt lassen, war darüber aber nicht allzu traurig.

Foto: ap/bilow

Beaver Creek – "Nach Hause. So schnell wie möglich!" Marcel Hirscher hat nach knapp einwöchigem US-Aufenthalt und Platz zwei im Riesentorlauf von Beaver Creek blitzartig die Heimreise angetreten. Der Salzburger freute sich weit mehr für Sieger Stefan Luitz, als sich über den am Sonntag verpassten 60. Weltcupsieg zu ärgern. Allerdings war der aufwendige Nordamerika-Trip irgendwie auch eine halbe Sache.

Seit vergangenem Dienstag hatte der siebenfache Weltcup-Gesamtsieger in Colorado trainiert und in Vail Material getestet. Am Sonntag sah er nach einem Fehler von Luitz in der Entscheidung schon wie der Sieger aus, dann stand der "Titelverteidiger" aber doch erstmals seit 9. Dezember 2017 in einem Riesentorlauf nicht ganz oben. "Ganz easy" habe Luitz den Rückstand noch aufholen können. "Ich habe im Finish angedriftet, er hat durchgezogen", so Hirscher.

Er hat es sich "schwer verdient"

Im Privatjet der Red-Bull-Fahrer von Eagle nach Denver tröstete sich Hirscher nach dem 225. Weltcupstart mit dem 125. Podestplatz seiner Karriere. Und er freute sich mit Luitz. "Der Mann hat es sich nach seinem steinigen Weg mehr als schwer verdient", gratulierte er dem nach Kreuzbandriss zurückgekehrten Deutschen.

Dass der Ausflug um die halbe Welt offenbar Optimierungsspotenzial gehabt hatte, klang beim Salzburger aber auch durch. "Es war schon eine Woche mit sehr viel Ungewissheit und eher schlechten Trainingsbedingungen", sagte Hirscher und erwähnte Unsicherheiten bei der Richtung der Materialentwicklung. "Ich freue mich deshalb, wenn ich daheim wieder richtig ins Training einsteigen kann."

Am Maximum

In Beaver habe er in beiden Durchgängen das Maximum herausgequetscht. "Es wäre kein Millimeter mehr gegangen", monierte der 29-Jährige eine seiner Meinung nach stark nachlassende Piste. In der Tat gelangen ihm und Luitz in der Entscheidung nur die zehnte bzw. elfte Zeit, während die Außenseiter Thomas Tumler (SUI) und Rasmus Windingstad (NOR) vorne lagen.

"Weltcuprennen bin ich auf solchen Bedingungen noch nie gefahren. Für ein Herrenrennen war das schwer am Limit", sagte Hirscher. "Ich wäre zweimal fast ausgeschieden, also war es insgesamt fast ein kleiner Sieg für mich." Nach der Sölden-Absage nun zu sehen, dass er auch im Riesentorlauf weiter vorne mit dabei sei, freute den Levi-Slalomsieger aber enorm. "Das war eigentlich das Wichtigste. Der Saisonstart ist geglückt", sagte Hirscher, der trotz Vaterschaft kaum Abstriche in seinem Rennprogramm machen wird. Nach Val d'Isère folgen bis Weihnachten noch Alta Badia, Saalbach und Madonna.

Erst Training, dann Val d'Isère

Nach zwei Tagen Training auf der Reiteralm wird Hirscher am Freitag nach Val d'Isère anreisen und vorsichtshalber den Regenmantel einpacken. In der Skistation in Savoyen steht bekanntlich sein "Hausberg". "Zu jedem Ort findet man mittlerweile aber eine gute Geschichte", winkte Hirscher ab.

Im Vorjahr war dort ebenfalls eine fast einjährige Siegesserie im Riesentorlauf gerissen, seitdem war Hirscher bis Beaver Creek inklusive Olympia aber wieder ungeschlagen geblieben. Seit dem Saisonstart 2016/17 ist er in allen 16 Weltcup-Riesenslaloms auf das Podest gekommen. Sein letzter Ausfall in dieser Disziplin, in der er wie im Slalom fünfmal die Gesamtwertung gewonnen hat, passierte im Februar 2011 in Hinterstoder. (APA, 3.12.2018)