Maurice Ernst ist Sänger der Band Bilderbuch – und ein echter Star.

So richtig geile Popstars gibt es in Österreich selten. Bei einsetzenden Mangelerscheinungen müssen meist irgendwelche Skifahrer herhalten, aber das ist jedes Mal eine Mogelpackung. Zum Glück gibt es Maurice Ernst. Er ist Sänger der Band Bilderbuch, die heute ein neues Album veröffentlicht.

Ernst ist Stimme und Gesicht der Band und sehr oft das Gegenteil seines Namens. Seine Texte gleichen assoziierten Wortketten. Ihr Sinn ist nicht so wichtig, Hauptsache, es fährt. Bisher fährt es ziemlich. Neben Wanda sind Bilderbuch einer der erfolgreichsten heimischen Musikexporte der letzten Jahre.

Ernst wirkt wie die geborene Rampensau, aber natürlich musste er sich das erst erarbeiten. Der nächste Woche 30 Jahre alt werdende Sänger gründete die Band 2005 als Teenager in der Klosterschule Kremsmünster. Dort herrschte Grüß-Gott-Terror, und wenn etwas nicht gottesfürchtig genug erschien, fasste man schon einmal eine Watschn aus. Ernst kassierte einst einen Knierempler eines Gottesmannes, weil er sich zu profanem Zwecke in einem Mädchenzimmer aufgreifen ließ.

Vom kirchlichen Zugriff erlöst

Nachdem er sich mittels Matura vom kirchlichen Zugriff erlöst hatte, ging er nach Wien und studierte Wirtschaft – ohne auf der zuständigen Uni besondere physische Präsenz zu zeigen. Er wechselte zur Psychologie und soll eine Bachelorarbeit zwar geschrieben, das Studium aber doch nicht abgeschlossen haben.

Den Zug zur Bühne verspürte er früh: Seine Eltern hatten ein Nachtlokal. Dort gab es eine Lichtorgel, der Billardtisch fungierte ihm als Bühne. Nach der Trennung der Eltern wohnte er bei seiner Mutter. Die hörte Soulmusik und Italohadern, Schmalz und Schmelz. Hinzu kamen die großen Gesten, mit denen er als Klosterschüler konfrontiert war. Das ergab eine Mischung, von der Ernst bis heute zu zehren scheint. Auch Pop lebt von großen Gesten, da wie dort können sie hohl sein, ihre Wirkung verfehlen sie trotzdem nicht.

Eines hat sich aber geändert. Musste er sich im Klavierunterricht in der Volksschule seinem Publikum stellen, konnte er in der Nacht davor kaum schlafen. Heute wirkt er da oben auf der Bühne wie der berühmte Fisch im Wasser: exaltiert, voller Energie und Spielfreude – ein echter Popstar. Das Bett dafür errichtet ihm seine exzellente Band, und er, er wickelt sein Publikum um den Finger – um den kleinen, versteht sich. (Karl Fluch, 4.12.2018)