ÖFB-Präsident Leo Windtner: "Im Club-Fußball in Europa sind wir derzeit nicht zu den Kleinen zu zählen".

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Wien – ÖFB-Präsident Leo Windtner sieht in der Einführung eines neuen, dritten Europacup-Bewerbs einen "Schritt zu mehr Solidarität im europäischen Fußball". Dementsprechend steht ihr der heimische Fußball-Bund auch positiv gegenüber – auch wenn die Reform für Österreich ob seiner derzeit guten Platzierung im Nationenranking vorerst keine entscheidenden Verbesserungen bringt.

Die neue Europa League 2 birgt vor allem für Clubs aus kleineren und mittleren Ländern mehr Chancen auf einträgliche Europacup-Auftritte. "Im Club-Fußball in Europa sind wir derzeit nicht zu den Kleinen zu zählen", sagte Windtner. "Es geht aber nicht nur um die egozentrische Perspektive, sondern allgemein darum, dass auch die kleineren Nationen teilhaben können."

Derzeit seien die Auswirkungen für Österreich nicht allzu groß. "Aber es ist ein Schritt in die richtige Richtung, um den Gap zwischen kleinen und großen Nationen bzw. Clubs ein bisschen zu schließen oder zumindest nicht größer werden zu lassen", sagte Windtner über den neuen Bewerb, den das UEFA-Exekutivkomitee am Sonntag in Dublin beschlossen hatte.

Aufteilungsschlüssel noch offen

Die Dotation ist deutlich geringer als in der Champions League. Laut Windtner sollen in der Europa League und der Europa League 2 zusammen künftig jährlich rund 700 Mio. Euro ausgeschüttet werden. Der Aufteilungsschlüssel sei noch offen. Aktuell werden in der Champions League und deren Qualifikation jährlich rund zwei Milliarden Euro ausgeschüttet, 510 Millionen Euro erhalten die Clubs in der Europa League.

Windtner hob den Schritt in Richtung Solidarität hervor. "Wir müssen aufpassen, dass Fußball-Europa nicht auseinanderbricht. Das sehen viele Nationen so", meinte der Oberösterreicher. Auch größeren Fußball-Ländern sei mittlerweile bewusst, dass die Schere zwischen Arm und Reich nicht zu weit auseinanderklaffen dürfe. "David-gegen-Goliath-Situationen" seien wichtig für den Fußball. Dazu beeinflusse die "Überdotation" mittlerweile auch nationale Meisterschaften – etwa in Ländern, in denen ein Serienmeister im Gegensatz zur Konkurrenz regelmäßig in den gut dotierten Europacup-Gruppenphasen vertreten ist.

Ideen einer exklusiven europäischen Superliga kann Windtner ohnehin nichts abgewinnen. "Es ist wichtig, dass sich der Fußball nicht total dem Turbokapitalismus hingibt", betonte der ÖFB-Präsident. Die Europa League 2 sei als positives Signal zu werten. Und langfristig könnte der Bewerb für die "Kleinen" auch Österreich nützen – zumal nicht gesichert ist, dass der dank der jüngsten Erfolge von Red Bull Salzburg eroberte elfte Platz in der UEFA-Fünfjahreswertung gehalten wird. Diese ist für die Europacup-Startplätze maßgeblich.

Windtner verfolgte in Dublin auch die Auslosung der EM-Qualifikation für 2020. "Das Auftaktspiel gegen Polen könnte ein Kracher werden", meinte der Verbandschef. Den Spielort für das Duell am 21. März 2019 muss der ÖFB bis Donnerstag an die UEFA melden. "Wir werden das in diesen Tagen fixieren." Die Heimspiele gegen Slowenien (7. Juni) und Lettland (6. September) können wegen anderer Veranstaltungen definitiv nicht im Wiener Ernst-Happel-Stadion über die Bühne gehen. Der ÖFB will sich bei der Wahl der Spielorte nicht unter Zeitdruck setzen. Windtner: "Derzeit ist das komplett offen." (APA; 4.12.2018)