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Indonesiens Infrastrukturminister Basuki Hadimuljono zeigt bei einer Pressekonferenz, wo die Arbeiter getötet wurden.

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Die Regierung schickt Polizeieinheiten in das Gebiet.

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Am 1. Dezember demonstrierten Papuas in Surabaya in der Provinz Ostjava bei einer Gedenkveranstaltung anlässlich der Unabhängigkeit Papuas von der niederländischen Kolonialverwaltung im Jahr 1961. Der Jahrestag gilt den Separatisten als Freiheitssymbol gegen die indonesische Herrschaft.

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Gleichzeitig demonstrierten indonesische Nationalisten gegen die Gedenkfeier der Papuas.

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Im vergangenen Mai besuchte der indonesische Präsident Joko Widodo (im Bild vorne) einen Abschnitt der Trans-Papua-Route in der Unruheregion.

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Jakarta – In Indonesiens Provinz Papua sind bis zu 31 Arbeiter von mutmaßlichen Separatisten ermordet worden. Das teilten indonesische Behörden am Dienstag mit. Der Überfall ereignete sich bei Bauarbeiten an einer Brücke im Bezirk Yigi, die zum Trans-Papua-Straßenprojekt gehört.

Armeesprecher Oberst Muhammad Aidi berichtete, ein Priester habe gemeldet, dass die Arbeiter der Baufirma PT Istaka Karya von einer Separatistengruppe ermordet worden seien. Polizei und Militär seien unterwegs in das schwer erreichbare Gebiet. Aidi erklärte dem Sender Metro TV, dem Angriff sei eine Gedenkzeremonie der Separatisten anlässlich des Tags der Unabhängigkeit Papuas von der niederländischen Kolonialverwaltung am 1. Dezember vorangegangen. Einer der Arbeiter habe Fotos gemacht, was Auslöser der Gewalt gewesen sei.

Umstrittene Trans-Papua-Route

Indonesiens seit 2014 regierender Präsident Joko Widodo hat einen raschen Ausbau der Infrastruktur auf Papua ankündigt. Die Trans-Papua-Route ist deshalb ein Prestigeprojekt, das 4.325 Kilometer quer durch die rohstoffreichen Provinzen Papua und Westpapua führt. Ursprünglich sollte die in elf Abschnitten geplante Strecke Ende 2018 fertiggestellt sein. Im März 2017 waren 3.850 Kilometer befahrbar. Nur ein Teil der Strecke ist asphaltiert.

Als Folge des Zwischenfalls werden die Arbeiten an der Trans-Papua ausgesetzt, bis die Sicherheit wiederhergestellt sei, erklärte Infrastrukturminister Basuki Hadimuljono am Dienstag.

Kundgebungen für Unabhängigkeit

In der zweitgrößten indonesischen Stadt Surabaya in der Provinz Ostjava hatten am Samstag zahlreiche Papuas an einer Kundgebung zum Gedenken an die Unabhängigkeit Westpapuas von der niederländischen Kolonialherrschaft teilgenommen. Der Tag dient den Unabhängigkeitsbefürwortern Papuas zum Protest gegen die indonesische Herrschaft.

Bei den Kundgebungen in Surabaya und anderen Städten wurden mindestens 537 Menschen verhaftet – alleine in Surabaya wurden 233 Studenten festgenommen. Unter den Verhafteten ist auch eine australische Staatsbürgerin. Ihr droht die Abschiebung wegen Verstößen gegen die Einwanderungsgesetze. Diese verbieten Touristen die Teilnahme an politischen Aktivitäten. Die Polizei teilte mit, dass die Studenten zu ihrem eigenen Schutz festgenommen worden seien. Zuvor war eine Kundgebung von einer paramilitärischen Nationalistengruppe mit zugespitzten Bambusstöcken und Steinen angegriffen worden, wobei 16 Papuas verletzt wurden.

Im vergangenen Februar war eine australische BBC-Korrespondentin verhaftet worden, weil sie über die Probleme in der Gesundheits- und Nahrungsversorgung auf Papua berichtet hatte. Die indonesische Regierung untersagt ausländischen Journalisten und Aktivisten den Zugang zu der Region.

Jahrzehntelanger Kampf für Unabhängigkeit

Die Organisasi Papua Merdeka ("Organisation für ein freies Papua") kämpft seit 1964 für die Unabhängigkeit von Indonesien. Indonesische Truppen hatten nach dem Indonesischen Unabhängigkeitskrieg und der daraus resultierenden Unabhängigkeit des Landes von der niederländischen Kolonialverwaltung im Jahr 1949 Anspruch auf das gesamte Gebiet des einstigen Niederländisch-Indien erhoben. Die Niederländer anerkannten die indonesische Unabhängigkeit, behielten jedoch den Westteil Neuguineas als Kolonie Niederländisch-Neuguinea und planten, diesen als separaten Staat in die Unabhängigkeit zu entlassen. 1959 wurden Wahlen abgehalten, 1961 übernahm ein Rat die Verwaltungsaufgaben, eine Hymne und eine eigene Flagge – die Morgensternflagge – wurden am 1. Dezember 1961 eingeführt.

Als Reaktion darauf schickte Indonesien Truppen auf die Insel. Infolge des gewaltsamen Konflikts wurde das Gebiet unter Uno-Verwaltung gestellt und 1963 Indonesien zugesprochen. Die offizielle Annexion führte Indonesien 1969 durch, nachdem mit Unterstützung der Uno ein mehr als zweifelhaftes Referendum, der "Act of Free Choice", abgehalten worden war. Die Papuas nennen die Abstimmung "Act of No Choice".

1971 riefen die Separatisten die "Republik Westpapua" aus, die international nicht anerkannt wurde. Die indonesische Herrschaft bedeutete für die Papuas einen Rückschritt im Vergleich zur vorangegangenen niederländischen Kolonialzeit. Die Regierung in Jakarta setzte ihre Machtansprüche mit militärischer Gewalt durch. Die Separatisten werden für zahlreiche Angriffe verantwortlich gemacht, Menschenrechtsorganisationen werfen dem Militär jedoch immer wieder schwere Übergriffe vor. Die Rede ist auch von Überfällen, die angeblich von als Rebellen getarnten Armeeeinheiten durchgeführt würden.

Die Region zählt zu den ärmsten und unterentwickeltsten im ganzen indonesischen Staatsgebiet. Der Osten der Insel Neuguinea stand unter britischer und deutscher, später unter australischer Kolonialverwaltung, dieser wurde 1975 als Papua-Neuguinea unabhängig. (Michael Vosatka, 4.12.2018)