Antalya: Wo die türkische Riviera mit langen Sandstränden lockt, liegt Myra, der Geburtsort des heiligen Nikolaus. Der Ort in der Provinz Antalya heißt heute Demre und hat rund 25.000 Einwohner. Zu den Sehenswürdigkeiten zählen neben der St.-Nikolaus-Kirche ein römisches Theater und lykische Felsengräber.

Der Hauptraum der Basilika St. Nikolaus in Demre in der türkischen Provinz Antalya. Der Ort hieß früher Myra.
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Christkind: Das Christkind ist die Notlösung im evangelischen Nikolaus-Konflikt. Ursprünglich wurden Kinder nur am Nikolaustag beschenkt. Doch weil Protestanten die Heiligenverehrung ablehnen, dürfte Martin Luther im 16. Jahrhundert den Heiligen Nikolaus durch den "heiligen Christ" ersetzt und die Bescherung auf den 25. Dezember verlegt haben. Das Christkind als engelsgleiche Erscheinung mit direktem Draht zu Gott wurde im Lauf der Zeit auch bei Katholiken immer beliebter.

Frau Percht ist die Urmutter aller Perchten- und Krampusläufe. Die Sagenfigur aus der germanischen und slawischen Mythologie bestraft Faulheit und Verstöße in der Fastenzeit. Ihr Repertoire reicht von Schlafstörungen bis zum Bauchaufschlitzen. Fleißige Menschen erhalten goldene Spinnfäden oder Cash. Besonders aktiv ist die Perchta in den Rauhnächten nach Weihnachten, in denen sich generell jede Menge pelzige Dämonen (Rauh bedeutet in der Kürschnersprache Pelz) herumtreiben. Frau Holle ist übrigens eine Ablegerin von Frau Percht.

Kinderfresser sind so etwas wie die Horrorversion von Krampus und Knecht Ruprecht. Sie sollten Kindern vor allem in der Adventzeit so richtig Angst vor den Folgen eines unfrömmigen Lebens einflößen. Der Kindlifresserbrunnen in Bern aus der Mitte des 16. Jahrhunderts zeigt einen Kinderfresser am Werk. Auch der kleine Däumling muss sich und seine sechs Brüder aus den Fängen eines Kinderfleischgourmands retten (Danke, Siebenmeilenstiefel!).

Ärger als "The Walking Dead": der Kindlifresserbrunnen in Bern.
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Knecht Ruprecht: So heißt nicht nur der Hund der Simpsons (im Original Santa's Little Helper). Der Abgesandte aus der Hölle mimte seit dem Mittelalter den Bad Cop im Nikolo-Spiel um Zuckerbrot und Peitsche. Sein berühmtestes Zitat klingt aber harmlos und wurde ihm von Theodor Storm in den Mund gelegt: "Von drauß' vom Walde komm ich her; ich muss euch sagen, es weihnachtet sehr!" In protestantischen Gegenden, in denen der Nikolo aus religiösen Gründen von der Bildfläche verschwand, hielt sich Knecht Ruprecht lange als Einzelkämpfer und durfte auch seine barmherzige Seite zeigen.

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Knecht Ruprecht? Krampus? Oder Herr Percht? Egal, alle sind zum Fürchten. Diese finstere Gestalt kam erst vor wenigen Tagen zu einem Perchtenlauf in Wien.
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Krampus: Der Krampus ist in Österreich und Nachbarländern der ständige Begleiter des Nikolaus. Er heißt auch Kramperl oder Bartl und ist eigentlich der gezähmte Teufel, den der Chef mit der Bischofsmütze auf schlimme Kinder loslassen kann. Obwohl das Konzept schwärzeste Pädagogik ist, erfreut es sich als Brauchtum weiterhin großer Beliebtheit. Eine Gruppe aus Nikolaus, Krampus und anderen Begleitern wird als Pass bezeichnet. Krampusläufe haben teilweise lange Traditionen, regional gibt es große Unterschiede. Nach Gewaltexzessen herrscht mittlerweile bei vielen Krampusläufen Alkoholverbot für die Larventräger. Krampustag ist der 5. Dezember.

Mandarinen: Die Zitrusfrüchte stammen ursprünglich aus Indien und China und kamen zu Beginn des 19. Jahrhunderts nach Europa. China ist vor Spanien und der Türkei immer noch der weltweit größte Produzent von Mandarinen. Das weiße Netz, das viele vor dem Genuss herunterkletzeln, ist bei reifen Früchten der bittere Rest der inneren Schale.

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Mandarinen gehören in jedes Nikolaussackerl.
Foto: Reuters / Simon Dawson

Nikolaus: In seiner Heimat in der heutigen Türkei wird der Nikolo Aziz Nikolas genannt. Der Gabenbringer, dem Nicoles und Nikoläuse ihren Namenstag am 6. Dezember verdanken, geht zurück auf den heiligen Nikolaus, der ab dem Jahr 300 im damals lykischen Myra als Bischof amtierte. Wunder gingen dem Gottesmann offenbar leicht von der Hand. Eines davon, die wundersame Getreidevermehrung während einer Hungersnot, ist die Grundlage für die heutigen Nikolaus-Geschenke. Im Jahr 1087 wurden die Gebeine des Bischofs nach Bari in Italien geschafft. Die Reliquien befinden sich in der eigens errichteten Basilika San Nicola.

Osterhasi: Gerhard Polts Sketch über einen Streit eines Vaters mit seinem kleinen Sohn, ob sie ein Osterhasi oder ein Nikolausi vor sich haben, ist ein Evergreen. Der Papa verliert schließlich die Beherrschung und droht dem Rotzbub mit Watschen. Herrschaftszeiten!

Gerhard Polts legendärer Nikolausi-Osterhasi-Sketch.
Sandyman2000

Punsch: Mit panschen hat der Punsch zumindest etymologisch nichts zu tun. Punsch stammt aus Indien und leitet sich von "panc", der Zahl Fünf auf Hindi, ab. Fünf Zutaten hat das traditionelle Heißgetränk: Arrak (Schnaps), Tee/Wasser, Zucker, Zitrone und Gewürze. Trinkfeste englische Seefahrer brachten das Gesöff im 17. Jahrhundert mit nach Europa. Heutige Punsche sind pro Häferl oft so süß wie neun Stück Würfelzucker und so nahrhaft wie ein kleines Gulasch.

Rauschebart: Der Nikolaus, Santa Claus, Hermann Nitsch, Billy Gibbons und Rudolf Bretschneider können nicht irren. Viele Erfolgsstorys sind mit einem Rauschebart verbunden.

Erfolgreiche lange Bärte: Dusty Hill (links) und Billy Gibbons, oder kurz: ZZ Top.
Foto: AFP / Sebastien Bozon

Säuglingswunder: Eine von vielen Legenden rund um den heiligen Nikolaus von Myra. Er soll schon als Baby so fromm gewesen sein, dass er an Fasttagen auf Muttermilch verzichtete.

Weihnachtsmann: Nikolaus und Weihnachtsmann sind die Zwillinge der schönen Bescherung, die aus den gleichen Volkslegenden gezeugt wurden. Der Weihnachtsmann verdankt seine Popularität vor allem der Reformation. Niederländische Auswanderer nahmen ihr Sinterklaasfeest mit in die USA, aus Nieuw Amsterdam wurde New York, aus dem Sinterklaas Santa Claus.

Zwetschkenkrampus heißt in Deutschland Pflaumentoffel. (Michael Simoner, 5.12.2018)