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Die Central European University verlässt zum Teil ihren Standort in Budapest und zieht nach Wien. In der Bundeshauptstadt wird derzeit über ein Gebäude für eine Uni-Zwischennutzung ab 2019 verhandelt.

Foto: REUTERS/Bernadett Szabo

Die Teilübersiedlung der Budapester Central European University (CEU), genau genommen ihrer US-akkreditierten Studiengänge, nach Wien ist fix. Bereits im kommenden Wintersemester sollen rund 700 Studierende in der Bundeshauptstadt inskribiert werden. Wo die Uni ihren Übergangsstandort haben wird, dürfte in den nächsten Tagen publikgemacht werden. Der Campus soll jedenfalls bis zum Jahr 2023 auf dem Gelände des Otto-Wagner-Spitals auf der Baumgartner Höhe in Wien-Penzing realisiert werden.

Die Zwischenlösung sei so gut wie fixiert, berichteten der stellvertretende Rektor der CEU, Liviu Matei, und Leon Botstein, Vorsitzender des Board of Trustees der CEU, am Montag nach einem Termin mit Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) im Rathaus. Mehr wollte man zu diesem Zeitpunkt aber nicht verraten, da der Vertrag noch nicht unterschrieben sei.

Unbestätigte Verhandlungen

Laut STANDARD-Informationen sollen CEU und die Bawag Group derzeit über einen Standort in der Quellenstraße 51–55 verhandeln. Derzeit befindet sich in dem Gebäude eine Zentrale der Bank. Diese könnte allerdings in das neue Quartier am Wiener Hauptbahnhof umsiedeln, wo bereits die Mitarbeiter der ehemaligen Filiale am Georg-Coch-Platz einen neuen Arbeitsplatz gefunden haben.

Man wisse von keinem Umzug der Filiale in Favoriten oder von Nachnutzungsplänen des Gebäudes, hieß es seitens der Bawag-Pressestelle am Dienstag auf Anfrage des STANDARD. Die Mitarbeiter der Bawag Group "verbleiben am Standort. Wir bitten um Ihr Verständnis, dass wir uns zu Gerüchten nicht äußern", teilte eine Sprecherin mit.

Alte WU belegt

Auch die alte Wirtschaftsuniversität (WU) in Wien-Alsergrund wird immer wieder als möglicher Standort der CEU genannt. Dieser ist jedoch bis jedenfalls 2020 von anderen Hochschulen und Instituten belegt. Die Akademie der bildenden Künste, die derzeit in der alten WU untergebracht ist, zieht planmäßig erst im Jahr 2020 zurück an ihren City-Standort am Schillerplatz.

Koordiniert wird das Projekt in der Stadt von der Wiener Wirtschaftsagentur. Ein Sprecher Ludwigs erklärte am Dienstag am Rande eines Pressetermins lediglich, dass derzeit acht Standorte geprüft würden. Die Stadt ist allerdings nicht in die Verhandlungen der CEU mit möglichen Anbietern einer Zwischenunterkunft eingebunden, sondern erst für die Vermietung von Gebäuden auf dem Otto-Wagner-Areal zuständig.

Der sogenannten Zwischenlösung für die CEU in Wien dürfte jedenfalls größere Bedeutung zuteilwerden: Denn Experten in der Immobilienbranche zweifeln daran, dass die Uni wie angekündigt bereits im Wintersemester 2023/24 ihren Betrieb am geplanten Hauptstandort aufnehmen kann. So müsse das ganze Areal des Otto-Wagner-Spitals, das in den kommenden Jahren abgesiedelt wird, entflochten und für neue, universitäre Zwecke vorbereitet werden. Planung und Umsetzung bräuchten viel Zeit.

Noch kein Mietvertrag

Und: Bis dato gibt es noch keinen Mietvertrag. Zwar hat sich die Stadt mit der CEU darauf verständigt, einen Vertrag über 99 Jahre Mietdauer abzuschließen. Unterschrieben ist aber noch nichts. Das ist insofern nicht überraschend, weil Vertragsinhalte wie die Miethöhe völlig offen sind.

Geplant ist, dass die CEU 17 Pavillons östlich der Mittelachse des weitläufigen Areals mietet. Dafür sind umfangreiche Sanierungsarbeiten nötig, die teils baufälligen Jugendstil-Pavillons sind zudem denkmalgeschützt. Nach der Entwurfsplanung, die erfahrungsgemäß einige Zeit in Anspruch nimmt, müssen die Bauvorhaben ausgeschrieben werden. Auch diese Zeitspanne gilt es mit einzukalkulieren.

Keine Kosten bekannt

Die geplanten Kostenschätzungen für die Umbauarbeiten und Adaptierungen für den Uni-Betrieb wurden aber noch nicht bekanntgegeben. Die Bauarbeiten will die Stadt Wien finanzieren, die Ausgaben sollen über Mietzahlungen zurückgeholt werden. Detailinformationen gibt es von der Stadt aber vorerst nicht.

Vizekanzler Heinz-Christian Strache (FPÖ) kritisierte am Dienstag die geplante Teilübersiedlung der Universität von Budapest nach Wien. Die von Milliardär George Soros gegründete Einrichtung sei eine "Wanderuniversität", sagte Strache. Diese habe "keinen Referenzcampus". Kanzler Sebastian Kurz (ÖVP) sprach hingegen von einer "positiven Bereicherung" für Wien. (Oona Kroisleitner, David Krutzler, Franziska Zoidl, 5.12.2018)