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Ein Bild, das bald der Vergangenheit angehören wird. Mit dem Slogan "No more Croco for Coco" verabschiedet sich Chanel von dem Einsatz von Pelz und exotischen Tierhäuten.

Foto: FRANCOIS MORI / AP/picturedesk

Exakt 334 Diamanten, eine 18-Karat-Goldkette und weißes Krokodilleder: Chanels "Diamond Forever" zählt mit einem Preis von 261.000 US-Dollar zu den teuersten Handtaschen der Welt. Der Wert der Tasche, von der lediglich 13 Stück produziert wurden, dürfte bald weiter steigen: Chanel hat diese Woche angekündigt, künftig keine exotischen Tierhäute und Pelze mehr einzusetzen.

Die Marke ist nicht das erste Luxuslabel, das auf diese Tierprodukte verzichtet: Größen wie Gucci, Versace, Burberry oder Armani haben in den vergangenen Jahren angekündigt, keinen Pelz mehr in ihren Kollektionen einzusetzen. "Ich will keine Tiere mehr töten, um Mode zu machen", sagte etwa Designerin Donatella Versace im März dieses Jahres. Gucci-Chef Marco Bizzarri begründete den Pelzverzicht mit dem Argument, Nachhaltigkeit sei Kernbestandteil des Geschäftes. Auch Chanel argumentierte, dass es zunehmend schwieriger werde, Häute und Leder aus Quellen zu beziehen, die den qualitativen SStandards des Unternehmens entsprechen würden. Das Luxuslabel will künftig auf Leder setzen, das als Nebenprodukt der Nahrungsmittelindustrie anfällt.

Tierschutz-NGOs sehen Grund zu feiern

Tierschutzorganisationen wie Vier Pfoten bezeichnen den Vorstoß als "einen Grund zu feiern". Nach Angaben der Tierschützer werden weltweit nach wie vor mehr als 100 Millionen Tiere pro Jahr von der Pelzindustrie getötet. Auch Häute von Tieren wie Krokodilen oder Schlangen, die oft für die Produktion von Handtaschen und Schuhen herhalten müssen, seien bedenklich: "Das Hauptproblem ist die Haltung", sagt Martina Pluda von Vier Pfoten im Gespräch mit dem STANDARD: "Die Tiere werden in Betongruben gehalten." Während freilebende Krokodile ein Lebensalter von bis zu 80 Jahren erreichen, würden jene in Zuchten nach drei Jahren – oft ohne Betäubung – geschlachtet werden, kritisiert die Tierschützerin. In Österreich sind Pelzfarmen seit 2005 verboten.

Hinzu käme auch der ökologische Aspekt: "Die Zucht ist energieaufwendig, und Fäkalien verunreinigen Böden und Grundwasser", sagt Pluda. Gehäutete Tiere würden in vielen Fällen nicht gegessen werden und im Müll landen. Bei der Produktion von Pelz kämen außerdem Chemikalien zum Einsatz, die Mensch und Natur schaden.

Widerspruch aus der Branche

Das stimmt so nicht, meint hingegen Otmar Sladky, Bundesinnungsmeister der Berufsgruppe Kürschner, Präparatoren und Gerber: "Bei Pelz vom Einsatz von schädlichen Chemikalien zu reden ist schlichtweg falsch." Pelz sei ein natürliches Produkt, die Materialen, die in Österreich verarbeitet werden, würden hauptsächlich aus der Hegejagd stammen beziehungsweise ein Nebenprodukt der Nahrungsmittelindustrie sein.

Als Beispiel nennt Sladky den Rotfuchs: "Den müssen wir nicht züchten, wir haben genug." Allein in Österreich werden jährlich 50.000 bis 60.000 Rotfüchse getötet: "Der Großteil davon landet in der Tierkörperverwertung." Die Industrie würde hingegen vermehrt Pelz aus Kunststoff einsetzen – und damit erst recht die Umwelt belasten, kritisiert Sladky.

Pelz erlebt Aufschwung

Trotz der zunehmenden Kritik erlebt die Pelzbranche weltweit seit Jahren einen Aufschwung. Das Luxusprodukt erfreut sich vor allem in China wachsender Beliebtheit. In Österreich erlebte die Branche in den vergangenen Jahrzehnten hingegen eine Krise, die sich erst langsam wieder löst: Gab es in den 1960er-Jahren noch mehr als 570 Kürschner, Präparatoren und Gerber in Wien, sind es heute nur noch an die 70, sagt Sladky: "Bei uns gab es eine große Veralterung und keinen Nachwuchs." In den vergangenen Jahren sei das Interesse an dem Beruf wieder gestiegen. Vor allem Modeschüler würden zunehmend Interesse an Pelzen zeigen: "Mittlerweile ist das Interesse von Modeschülern größer als die Zahl an Kürschnern, die ausbilden möchten." (Nora Laufer, 5.12.2018)