Markus Kraetschmer: "Nach der Reform ist es umso wichtiger, dass Österreich den elften Platz in der Uefa-Fünfjahreswertung hält."

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32 Teams werden an der Europa League 2 teilnehmen.

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Wien – "Aus Sicht des Fußballidealisten wäre es natürlich spannend, wenn der Meister aus Luxemburg oder Zypern in der Champions oder Europa League bessere Chancen hätte. Aber man muss ganz brutal und trocken sagen: Das interessiert die meisten Leute in den Gremien nicht", sagt Markus Kraetschmer. Die Schlussfolgerung lieferte die Uefa am Sonntag: die Europa League 2.

Der ab der Saison 2021/22 dritthöchste Europacup-Bewerb sei eine Kompromisslösung und für den AG-Vorstand der Wiener Austria absehbar gewesen. "Die Tendenz geht einfach dahin, dass die großen Nationen den Zugang der kleinen beschränken wollen. Zuvor wurde der Weg in die Champions League klar beschnitten, nun auch die Europa League."

Nicht mehr 48, sondern 32 Mannschaften werden an dieser teilnehmen. Nationen außerhalb der Top 15 Europas können nur noch durch in der Champions League gescheiterte Meister in der EL auftauchen.

Kraetschmer, der an diversen Reformdiskussionen bei Treffen der Europäischen Klubvereinigung (ECA) teilnahm, will dem neuen Turnier aber eine faire Chance geben: "Auch die EL2 wird den österreichischen Klubs ein paar hochinteressante Gruppenkonstellationen mit namhaften und sportlich reizvollen Gegnern bieten".

Das Prozedere

Gesagt, geprüft. DER STANDARD hat die Europa League 2 bis zur Gruppenphase simuliert. Welche Teams aus welchen Ländern überhaupt infrage kommen, verrät die "Access List" (hier geht's ins Statistikparadies).

Die Tabellenendstände der nationalen Ligen 2017/18 bildeten die Ausgangslage, um die Access List und EL2 zum Leben zu erwecken. Pokalsieger wurden aus Gründen der Wirtschaftlichkeit ausgeblendet. Zudem steht noch nicht offiziell fest, welche Quali-Plätze die Cupsieger überhaupt zugesprochen bekommen werden.

Um die Umsteiger aus den anderen beiden Europacup-Turnieren zu bestimmen, wurden die diesjährigen Qualifikationsspiele herangezogen. Das restliche Vorgehen beruht auf der Uefa-Fünfjahreswertung Ende 2016/17 und der Uefa-Klubkoeffizientenliste Ende 2017/18. In jeder Runde kommen jene Vereine mit dem besten Koeffizienten weiter. Zum Beispiel: An der ersten Qualifikationsrunde nehmen 72 Klubs teil. Die 36 mit dem besten Koeffizienten werden als Aufsteiger behandelt.

Spielt man dieses Szenario durch, kommt man auf die folgende Topfeinteilung in der Gruppenphase:

Topf 1

FC Sevilla (ESP) 113
Zenit St. Petersburg (RUS) 78
FC Basel (SUI) 71
Besiktas (TUR) 57
Sparta Prag (CZE) 34,5
FC Kopenhagen (DEN) 34
Sporting Braga (POR) 30,5
FCSB/Steaua Bukarest (ROU) 27,5

Topf 2

KAA Gent (BEL) 27
Genk (BEL) 27
APOEL Nikosia (CYP) 27
Legia Warschau (POL) 24,5
NK Maribor (SLO) 22,5
Maccabi Tel Aviv (ISR) 22,5
Feyenoord Rotterdam (NED) 21,5
Trabzonspor (TUR) 18

Topf 3

Partizan Belgrad (SRB) 17
FC Burnley (ENG) 15,921
Rijeka (CRO) 15,5
Atalanta Bergamo (ITA) 15,249
Sheriff Tiraspol (Moldau) 14,75
VfB Stuttgart (GER) 14,285
Molde FK (NOR) 12,5
FC Midtjylland (DEN) 11,5

Topf 4

Ufa (RUS) 10,676
Apollon Limassol (CYP) 10
Hapoel Be'er Scheva (ISR) 10
Rio Ave (POR) 9,449
Asteras Tripolis (GRE) 9
HJK Helsinki (FIN) 8
The New Saints (WAL) 5
Kukesi (ALB) 4,25

Die Zusammensetzung

KAA Gent, APOEL Nikosia, FC Midtjylland, FC Burnley, Maccabi Tel Aviv, Atalanta Bergamo, Sheriff Tiraspol, Molde FK, Steaua Bukarest und Basel scheiterten im EL-Playoff und erhalten die zehn einzigen Fixplätze in der EL2-Gruppenphase.

Auf dem Meisterweg kommen mit Kukesi, HJK Helsinki, Hapoel Be’er Scheva, Legia und The New Saints fünf weitere Teams dazu. Sie stammen entweder aus Q3 des EL-Meisterwegs oder aus der ersten CL-Quali-(Vor-)Runde.

Um die 17 restlichen Tickets matchen sich insgesamt 141 Vereine, aufgeteilt in vier Quali-Runden. Drei Klubs davon (Feyenoord Rotterdam, Sporting Braga und NK Maribor) sind aus Q3 des EL-Liga-Wegs ins EL2-Playoff (4. Quali-Runde) umgestiegen. Die 138 weiteren Teilnehmer haben sich ihren EL2-Quali-Startplatz aufgrund ihrer Liga-Platzierung 2017/18 erarbeitet. Sevilla als La-Liga-Siebter ist das prominenteste Beispiel.

Vergleichswerte

Zenit St. Petersburg rutschte in der diesjährigen EL als letztes Team in Topf 1, wäre in dieser Konstellation das zweitbeste Team in Topf 1. Dass eine gewisse Dichte vorhanden ist, zeigt, dass der SK Rapid mit dem Koeffizienten von 21,500 auch in der EL2 nur knapp im zweiten Topf landen würde.

Die anhand der letztjährigen Tabelle startberechtigten Bundesliga-Vertreter würden es in der Simulation nicht in die Gruppenphase schaffen: Die Admira und der LASK (je 6,57) würden beide in der zweiten Quali-Runde einsteigen und in der dritten Quali-Runde knapp als die besten nichtgesetzten Klubs scheitern.

In der Praxis wäre eine Setzung durchaus realistisch, da hier freilich nicht immer alle gesetzten Teams weiterkommen. Zum Vergleich: Die Ober- bzw. Niederösterreicher waren in der diesjährigen EL ebenfalls ab der dritten Runde ungesetzt.

"Bewerb bleibt ein Bewerb"

Österreich, mittlerweile auf Rang elf der Fünfjahreswertung, verliert durch die Reform den für kommende Saison hart erkämpften EL-Fixplatz in der Gruppenphase. Neben den beiden CL-Startern tritt ein Team in der EL-Quali an und eben zwei in der EL2.

"Im ersten Moment bedeutet die Reform zwar keine zusätzlichen Startplätze für Österreich", sagt Kraetschmer, "aber eine größere Wahrscheinlichkeit der Gruppenzugehörigkeit und Planbarkeit."

Der dritte Bewerb müsse als Chance angesehen werden, zumal die finanziellen Eckpunkte noch offen sind. Die EL2 garantiert, dass zukünftig mindestens 34 statt wie bisher 26 Nationalverbände die Möglichkeit haben, an internationalen Gruppenphasen teilzunehmen. Das ist wiederum ein schlagkräftiges Argument bei Transferverhandlungen. Oder, wie Kraetschmer sagt: "Ein Bewerb bleibt ein Bewerb." (Andreas Gstaltmeyr, 6.12.2018)

Anmerkung: Das Kapitel "Die Zusammensetzung" wurde nachträglich hinzugefügt.