Paris – Das 26-jährige "Wunderkind" der französischen Literatur, Edouard Louis, zeigt sich "schockiert" über die "verachtenden" Bilder, die Experten und Medien seines Erachtens von der Protestbewegung der "Gelbwesten" zeichnen. "In den sozialen Medien sind Wörter wie 'Barbaren', 'Idioten', 'Hinterwäldler' und 'Verantwortungslose' an mir vorbeigezogen", schrieb Louis in einer Serie von Tweets am Dienstag.

"Die Medien sprachen vom 'Knurren' der Gelbwesten: Die unteren Schichten der Bevölkerung revoltieren nicht, sie knurren wie Tiere", schrieb Louis weiter. Die Bewegung ist für ihn etwas "ganz Neues". Erstmals habe eine für "gewöhnlich schweigende Bevölkerung" die mediale Bühne betreten. Auf den Bildern habe er "leidende, von Arbeit, Müdigkeit und Hunger geschundene Körper" gesehen. Die Bewegung der Gelbwesten "müsse weitergehen, weil sie etwas Gerechtes, Dringendes, zutiefst Radikales zum Ausdruck bringt; weil Gesichter und Stimmen, die normalerweise gezwungen sind, unsichtbar zu bleiben, endlich sichtbar und hörbar sind."

Louis stammt aus sehr einfachen Verhältnissen. Seine Begabung erlaubte ihm, die Aufnahmeprüfung für die Elitehochschule Ecole Normale Superieure von Paris zu bestehen. Die autobiografische Erzählung "En finir avec Eddy Bellegueule" (deutscher Titel: "Das Ende von Eddy"), in der er Armut, Gewalt, Homophobie und Bildungsfeindlichkeit in einem Dorf in der wirtschaftlich rückständigen Picardie thematisierte, machte ihn 2014 über Nacht zum Shootingstar der französischen Literatur. (APA, 6.12.2018)