Als Hommage an die Fragilität und Endlichkeit des Daseins dokumentiert Sven Fennema längst verlassene, einsame Orte. Ästhetik jenseits jeglicher Idylle.

Foto: Lukas Friesenbichler

"Melancholie, das ist das gewöhnliche Gefühl unserer Unvollkommenheit", konstatierte Denis Diderot (1713-1784), der französische Philosoph der Aufklärung. Etymologisch stammt Melancholia aus dem Lateinischen und beschreibt den Gemütszustand der Trübsal, der Schwermut und Trauer.

Eine besondere Anatomie der Melancholie präsentiert uns Fotograf Sven Fennema. Seit Jahren hat er es sich zur Passion gemacht, nein, in Wahrheit ist er offenbar der Obsession erlegen, verborgene, verwunschene, versinkende und entschwindende Orte aufzuspüren, zu besuchen und zu dokumentieren. Sein Augenmerk liegt dabei weniger auf der ehemaligen Pracht und Schönheit, sondern am Charme des Morbiden, am Charme der Verzweiflung, des Verschwindens, der Vergänglichkeit.

Fennema sucht nach der Seele der Orte, nach den verwunschenen Seelen der Menschen, die die Villen, Kathedralen, Gehöfte, Häuser, Sanatorien, Theater verlassen haben, wahrscheinlich sogar aufgrund tragischer, dramatischer Ereignisse verlassen mussten. Aufbruch und Zerstörung einerseits sowie die Rückeroberung des Paradieses durch die Natur, die den Lost Places neues Leben einhaucht, andererseits prägen die Tableaus, die in ihrer ätherischen Aura eher an Gemälde denn an Fotos erinnern. Fennema imaginiert so ein pittoreskes Arkadien. Still, sinnlich, übersinnlich. Voll Zauber und Verstörung. Memento mori. (Gregor Auenhammer, 21.12.2018)